12.2.10

Berlinale MY NAME IS KHAN

Bei der Rekordjagd von „Avatar“ darf nicht vergessen werden, dass der indische Film der erfolgreichste der Welt ist: Nirgendwo rennen so viele Menschen so begeistert ins Kino wie in Indien. Nirgendwo anders werden so viele Filme produziert. Nun tritt Bollywood-Superstar Shah Rukh Khan bei der Berlinale auf, er ist eine Art Michael Jackson des Films: Unglaublich populär, nur noch wesentlich lebendiger. Das ebenso unglaublich politische wie unglaublich kitschige Drama „My Name Is Khan“ (Start 6. Mai) zeigt ihn als indischen „Rainman“ und als heiligen Narr, der - hier ist der Film endgültig abgehoben - zum Retter der USA wird. Sein namensverwandter Held Rizvan Khan leidet am Asperger-Syndrom, einer milden Form von Autismus, und muss in Indien das blutige Schlachten zwischen Hindus und Moslem miterleben. Doch seine Mutter lehrt ihm, es gibt nur zwei Arten von Menschen - gute und schlechte. Jahre später ist er in den USA glücklich mit einer Traumfrau verheiratet, als die Anschläge vom 11. September 2001 einen Hass gegen Muslims auslösen. Sein hinduistischer Stiefsohn Sam wird aufgrund des Nachnahmens Khan ermordet und in seiner verzweifelten Einfalt will Rizvan allen, aber vor allem dem Präsidenten Bush klarmachen: „Mein Name ist Khan, ich bin kein Terrorist.“ Seine Reisetätigkeit auf den Spuren von Bush rufen allerdings die Sicherheitsdienste auf den Plan.
Shah Rukh Khan wurde tatsächlich bei der Einreise in die USA einst wegen seines Namens stundenlang festgehalten. „My Name Is Khan“ beginnt seine fast drei prallen Filmstunden dementsprechend packend und politisch. Spätestens wenn die Liebe zwischen Rizvan und Mandira (Superstar Kajol Devgan) ausbricht, ist dieser amerikanisch-indische Film wieder in Bollywood angekommen. Zwar fehlen die vielen Lieder (fast) und die Tanzeinlagen, doch hier traut man sich, die Gefühle viel deutlicher heraus zu schreien und die Schmetterlingsgefühle blumiger auszumalen. Doch trotz heftigster Überzeichnungen und eines sehr freien Umgangs mit der Krankheit des Helden ist der Aufruf zur Verständigung überzeugend. Im Wettbewerb leider außer Konkurrenz, aber ein starker Kandidat für den Friedenspreis der Berlinale.