16.2.10
An Education
Großbritannien 2009 (An Education) Regie: Lone Scherfig Drehbuch: Nick Hornby mit Carey Mulligan, Alfred Molina, Peter Sarsgaard, Rosamund Pike, Emma Thompson 95 Min.
Zum Verständnis dieses Films muss etwas erklärt werden: Bevor es Casting-Shows gab, existierte „Bildung“. Man lernte etwas, machte einen Abschluss und lernte vielleicht noch weiter, das hieß dann Studium. Um Bildung dreht sich für Jenny (Carey Mulligan) Anfang der noch nicht ganz wilden Sechziger Jahre in „An Education“ alles. Sie muss sich entscheiden. Zwischen einem reichen, aufregenden, schillernden Leben und einem exzellenten, aber recht grauen Schulabschluss mit folgendem Literatur-Studium in Oxford. Als Musterbeispiel für letzteren Weg sitzt die Englischlehrer jeden Tag vor Jennys Nase: Unvorteilhafte Brille, strenge Frisur und trotz junger Jahre umgibt sie ein Hauch von Alter Jungfer. Auf der anderen Seite fährt der charmante, offensichtlich wohlhabende und sehr kultivierte David (Peter Sarsgaard) vor und entführt Jenny in ein luxuriöses, aufregendes Leben, bei dem ein Trip nach Paris nur eine von vielen Vergnügungen ist.
Mehr erzählt „An Education“ von Lone Scherfig („Wilbur Wants to Kill Himself“, „Italienisch für Anfänger“) und nach einem Drehbuch von Nick Hornby (auf Basis der Memoiren von Lynn Barber) nicht. Das aber so gut, dass der Bildungsfilm hervorragend unterhält - und vielleicht auch etwas bildet. Die Zerrissenheit Jennys zwischen braver Mittelklasse-Familie mit strengem, freudlosen Vater und der großen Welt ist in vielen Nuancen spürbar. Das sehr schön ausgespielte und ausgestattete Dilemma lebt sehr vom Charme der Hauptdarstellerin Carey Mulligan, die hier leicht an Audrey Hepburn erinnert. Kamera und Klamotten sind ebenso reizvoll wie der schöne Spaß, den David mit seinen Freunden hat. Am Ende stehen eine böse Überraschung und die Erkenntnis, dass „das Leben, das ich will, nicht von selbst kommt.“ Oder durch eine Casting-Show...