1.2.10
Armored
USA 2009 (Armored) Regie: Nimrod Antal mit Matt Dillon, Columbus Short, Laurence Fishburne, Jean Reno 88 Min. FSK ab 16
Schon sein klaustrophobischer Metro-Film „Kontroll“, gleichzeitig düster und poetisch, war eine Überraschung. Jetzt realisiert der Ungar Nimrod Antal (nach der schwachen Horror-Einlage „Motel“) einen exzellenten Thriller mit US-Stars: „Armored“ beweist, dass eine pralle Ladung besten Handwerks angetrieben von einer stimmigen und starken Geschichte am Ende immer ankommt.
Sie sind mehr als Kumpels, die harten Kerle beim Geldtransport-Unternehmen „Eagle Shield“. Sie sind eine große Familie, sind Blutbrüder. Als die Eltern von Ty Hackett (Columbus Short) starben, kümmerte sich Mike Cochrone (Matt Dillon) wie ein „Pate“ um Ty und seinen jüngeren Bruder. Doch Paten wollen für ihre großen Gaben immer irgendwann eine Gegenleistung haben und für Ty ist nun der Tag der Abrechnung gekommen. Mit zwei Geldtransportern und insgesamt sechs Kollegen will Mike die Ladung von 42 Millionen Dollar abgreifen. Ty ist zwar in einer misslichen Lage - das Haus der Eltern soll gepfändet werden - doch der Irak-Held bleibt anständig. Bis das Jugendamt den Bruder in ein Heim stecken will. Er ist jetzt mit dabei beim perfekten Raub, der keine Opfer haben soll.
Doch schneller als geplant ist ein Mord im Spiel und Ty will aussteigen. Was nicht einfach ist: Die schwer gepanzerten Fahrzeuge stehen versteckt in einem verlassenen Stahlwerk. Ty sitzt ganz konkret in der Auto-Patsche drin und seinen ehemaligen Kumpels draußen wollen ans Geld und ihm ans Leder. Eine exzellente Thriller-Situation (Buch: James V. Simpson), eigentlich ein lebensgefährliches Kammerspiel, doch der abgeschlossene Raum ist so riesig, dass man mit den Tonnen schweren Trucks auch funkensprühend Auto-Skooter spielen kann.
Der Ungar Nimrod Antal überzeugt erneut mit seiner starken Bildsprache (Kamera: Andrzej Sekula), aber auch die Charakterzeichnung, die Grundlage für das gute Funktionieren des späteren Katz-und-Maus-Spiels ist, funktioniert hervorragend. Die ersten Szenen machen die Rollen klar: So wie Mike Cochrone parkt, kümmert er sich auch ansonsten um keine Regeln. Der Grundkonflikt der Brüder zwischen Gut und Böse ist wie bei James Gray („The Yards“, „Little Odessa“) ausgestaltet, Antal arbeitet aber stärker über Bild und Tonspur. Mit raffinierten Spiegelungen und dem satten Sound etwa der PS-starken Transporter, die den Grundton für einen durchgehenden Bass-Beat im Stile von Massive Attack bilden.
Das alte Stahlwerk ist nicht nur ein tolle Spielwiese für das sehr spannende und angenehm gewaltarme Gangster-Duell, es führt auch die sozialkritischen Gespräche von Mike und Ty fort. Es steht für den Niedergang ehrlicher Arbeit und die rücksichtslose Ausbeutung der Bevölkerung durch eine Koalition aus Wirtschaft und Regierung. In den Worten des ehrlichen Helden Ty: Die Banken haben die Arbeiter im Griff und die sterben fürs Land im Irak. Da könnte man ihnen eigentlich ein paar Millionen wegnehmen...