29.4.09
Tage oder Stunden
Frankreich 2008 (Deux Jours À Tuer) Regie: Jean Becker mit Albert Dupontel, Marie-Josée Croze, Pierre Vaneck 85 Min.
Jean Becker, selbst Sohn der langlebigen Regie-Legende Jacques Becker („Goldhelm“, „Loch“), ist einer der besten unbekannten französischen Regisseure. Weil Jean Becker nur alle paar Jahre einen Film macht - aber was für einen: „Ein mörderischer Sommer“ (1983), „Ein Sommer auf dem Lande“ (1999) und „Dialog mit meinem Gärtner“ (2007) waren seine bekanntesten. Nun wieder so ein ruhiges, intensives Werk. Wie Coixets „Mein Leben ohne mich“ ein Abschied. Nur einer auf Männerart - nicht damit fertig werden und erst einmal richtig viel Mist bauen...
Antoine (Albert Dupontel) wird heute 42 Jahre alt und ist gnadenlos ehrlich. Zum Kunden, zum Geschäftspartner, zur Schwiegermutter, die er Pitbull nennt. Selbst zu seinen Kinder ist er hart und gemein, kanzelt ihre selbstgebastelten Geschenke ab. Sein unerklärliches Verhalten wird immer schlimmer, bei der Geburtstagsfeier steckt das Familien-Drama schon mitten drin in der Explosion. Eine Freundin hat ihn mit einer anderen Frau gesehen. Erst reagiert er ruhig auf die Anschuldigungen seiner Frau Cécile (Marie-Josée Croze), dann schmeißt er auch seine Ehe hin, gesteht alles mögliche. Die Überraschungsparty gerät zur Solo-Show eines Riesen-Ekels, seine Frau hält all die Verletzungen aus, all die schwer erträglichen Gemeinheiten ebenso wie unabänderliche Wahrheiten.
Aber es ist eben nicht die Wahrheit, die zeigt sich erst, als der Film mit Antoines Flucht nach Irland zur Ruhe kommt. War das schreckliche Fest mit naher Handkamera aufgenommen, beruhigt sich auch der Stil. Antoine fährt zu seinem Vater, den er viele Jahre nicht gesehen hat. Wie schon bei seinen anderen wunderbar ruhig atmenden Filmen „Ein Sommer auf dem Lande“ und „Dialog mit meinem Gärtner“ finden die Herren Frieden, wenn sie zu zweit angeln und nicht allzu viel sagen. Dann zählen weder die Grenzen des gesellschaftlichen Ranges, noch der Bildung, noch des Alters.