8.4.09

Die Ludolfs - Der Film


BRD 2009 (Die Ludolfs - Der Film) Stefan Vaupel, Tobias Streck, Matthias Benzing 90 Min.

So ein Schrott - könnte man sich über den Verfall der TV- und in Folge auch der Kinokultur aufregen, aber bis auf ein paar Filmkritiker muss ja niemand die zerdehnte Dämlichkeit schauen. Richtig deprimiert wird man allerdings angesichts der Tatsache, dass so ein Schrott die Kinos verstopft und wunderbare Werke wie der Bosnische „Snow“ oder der dänische „Bedingungslos“ nicht zu sehen sind.

Es sind Proleten. Es sind ungepflegte, unschöne und ziemlich beschränkte Messis. Die vier Brüder Ludolf wären eigentlich ein Sozialfall, sind aber in heutigen Zeiten „kultiges“ Material für den Sozial-Voyeurismus, der sich auf den Privatsendern unter dem Mäntelchen der Hilfsbereitschaft ausbreitet. Der eine schläft meist, auch im Sitzen. Der andere raucht, frisst und telefoniert manchmal mit Kunden, die sehr viel Geduld haben müssen. Und die beiden anderen Idioten schlachten im dauernden Redefluss Autos aus. Fett sind sie alle vier. „Die Ludolfs“ waren eine Kuriosität, die einst sogar öffentlich-rechtlich begann und sich in der nunmehr sechsten Staffel seit einer Weile auf DMAX ausbreitet.

Schon bei der Familien-Dokusoap „Die Fußbroichs“ war zu beobachten, dass die Regie mit allen Mitteln versuchte, den Menschen vor der Kamera ihre Würde zu lassen. Aber höchst freiwillig machten sich auch die Kölner damals zum Affen. „Die Ludolfs“ treiben das Entblöden auf die Spitze. Selbstverständlich ist dieser „Film“ längst keine Dokumentation mehr, bestenfalls ein Reenactment, ein Nachspielen absurder Szenen. So sind die Szenen teilweise aus vier, oft technisch schwierigen Einstellungen aufgenommen. Das heißt, die Ludolfs sind nicht mehr Menschen, denen man nicht unbedingt nahe kommen möchte, sie sind auch jetzt sehr uninteressante Selbstdarsteller.

Dabei ist nur erstaunlich, dass sich die Ludolfs jahrelang als vierfache Vorlage fürs Fremdschämen inklusive heftiger Hautreaktionen treu blieben. Noch immer kann einem auf den ersten Blick schlecht werden. Und das liegt nicht an den Tapetenmustern der vollgemüllten Schrotthandlung. Diese Brüder entsprechen in Aussehen und Debilität voll dem Klischee einer inzestuösen Brut. „Die Ludolfs“ liefern Unterschichten-Kino nicht für die Popcorn- sondern für die Kotz-Tüte.

„Die Ludolfs - Der Film“, dieser vorgebliche Film, ist eigentlich ein Best-Off, das DMAX unter diesem Namen selber auf seinem Sender anbietet. Da so eine Wiederholung der immer gleichen Handlungen und Dummheiten nicht mal 10 Minuten trägt, geschweige denn eine Kinofilmlänge, musste Handlung her. Bemüht inszeniert wird die Idee einer Italienreise aus dem Gedächtnisschatz der ständig verehrten Eltern herbei gezwungen. (Man kann sich des Gedankens nicht erwehren, dass die Eltern nicht verstorben, sondern angesichts dieser Nachkommen tatsächlich nach Australien abgehauen sind.) So bemüht sich die Regie in sehr wenig spontanen Szenen um Aufbruchsstimmung, Reiseimpressionen und einen anderen Hintergrund. Doch die Autofahrt über die Alpen verläuft sehr vernebelt und selbst an der Adria oder in Venedig bleiben die Ludolfs sich selbst treu: Sie zeigen das, was man von der Menschheit wirklich nicht sehen will. Selbst ob sich jemand des sarkastischen Widerspruchs zu Goethes mit Kultur vollgepfropfter „Italienreise“ bewusst ist, bleibt fraglich.

Nur ein Gedanke macht Hoffnung: Könnte sich vielleicht mal ein Ordnungsamt drum kümmern, dass die Herren ihren Schrott sichtlich auf Wald- und Wiesenboden lagern, in dem das Öl wunderbar versickern kann? Und auch das groß inszenierte Abfackeln eines Altautos sollte doch zur Schließung der Autoverwertung und damit zum Ende dieses Serien-Elends gereichen.