1.4.09
Diese Nacht
Frankreich, BRD, Portugal 2008 (Nuit De Chien) Regie: Werner Schroeter mit Pascal Greggory, Jean-François Stévenin, Marc Barbé 118 Min.
Werner Schroeter ist bereits Film-Legende: 1945 in Georgenthal , Thüringen, geboren, begann er seine Filmkarriere mit experimentellen Werken. Ein bestimmendes Element für den Film-, Theater- und Opern-Regisseur blieb seine Liebe zur Musik und die große Verehrung der Callas. Am bekanntesten wurde seine Ingeborg Bachmann-Verfilmung „Malina“ (1990) mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle. Nach der wunderbaren Dokumentation „Abfallprodukte der Liebe“ (1996), in der alte Opern-Diven von Jugend träumen, drehte er zuletzt „Deux“ (2002), erneut mit Isabelle Huppert, diesmal in einer Doppel-Hauptrolle zweier bei der Geburt getrennter Zwillingsschwestern. Im letzten Jahr erhielt der schwerkranke Regisseur in Venedig einen Goldenen Löwen für sein Lebenswerk. Aber auch den Spezialpreis der Jury für seinen neuesten Film „Diese Nacht“.
„Diese Nacht“ ist die dunkle Nacht einer Diktatur, eines Bürgerkriegs in einer utopischen Stadt - unverkennbar Lisabon. Der Arzt und Widerstandskämpfer Ossorio Vignale (Pascal Greggory) kehrt zurück, sucht eine vergangene Liebe. Dabei trifft er zwischen unklaren Frontlinien auf alte Kampfgenossen, Gegner und Verehrerinnen. Dass ein Regime stürzt, ein geheimnisvoller Diktator seine Fäden zieht und ein Kind gerettet werden muss, fällt unter Handlung. Aber „Diese Nacht“ ist vor allem Atmosphäre, Stimmung, das Gefühl einer verflossenen Epoche. Der einzigartige Kunstmensch Werner Schroeter verbindet Perlen europäischer Kultur mit den Abgründen europäischer Geschichte. Die Nacht der Hunde ist ein Streuen durch Elend und Verfall, es ist die Auflösung eines Jahrhunderts komprimiert auf ein paar Stunden.