8.4.09
Knowing
USA, Australien 2008 (Knowing) Regie: Alex Proyas mit Nicolas Cage, Chandler Canterbury, Rose Byrne 122 Min.
Nicolas Cage kann gut das besorgte Gesicht machen, das man braucht, um ein Flugzeug, eine felsige Insel oder gleich die ganze Welt zu retten. Diesmal muss er seiner Retter-Mimik eine ganz besondere Bitterkeit beimischen. Ein trauriger Clou, der nicht verraten wird, denn diese Mischung aus Science Fiction, spannendem Mystery und tragischem Familiendrama kann man sich ruhig anschauen. Ruhig, bis auf ein paar grandiose Action-Höhepunkte. Diese besonderen Volltreffer des Regisseurs Alex Proyas sollte man sich als Fan hingegen unbedingt ansehen.
Der Astrophysiker John Koestler (Nicolas Cage) hadert mit seinem Leben und projiziert sein persönliches Drama in das Universum: Ist es Bestimmung oder Zufall, dass sich die Erde in einem perfekten Abstand zur Sonne dreht, der es nicht zu warm und nicht zu kalt sein lässt für unsere Lebensform? Gibt es einen Sinn hinter dem Tod seiner Frau bei einem Hotelbrand? Und ist es ein Zufall, dass eine scheinbar wirre Zahlenreihe, die ein verstörtes kleines Mädchen vor 50 Jahren auf einen Zettel kritzelte ausgerechnet bei einem Wissenschaftler landet?
Über eine Zeitkapsel, die an der Schule seines Sohnes Caleb ausgegraben wird, kommt John Koestler zu dem Zahlen-Zettel. Und in einer - packend montierten - Nacht entschlüsselt der Wissenschaftler die Ziffern als exakte Koordinaten von schrecklichen Katastrophen: Datum, Zahl der Opfer und geographische Koordinaten sind genau aufgezeichnet worden - lang bevor sich die Unglücke ereigneten! Und das Erschreckendste: Drei Katastrophen stehen noch aus...
Klar, dass niemand dem trauernden Wissenschaftler glaubt, selbst als er mitten in den Trümmern des vorhergesagten Flugzeugabsturzes steht. Nicht so klar ist, was es mit den grauen Männern auf sich hat, die Caleb sieht und die in seinen Kopf hinein flüstern. Aber ganz schön schauerlich, denn wir haben in der Rückblende miterlebt, was diese Stimmen aus dem Mädchen gemacht haben, die einst die Zahlenreihen schrieb.
Kritische Menschen mögen die Handlung, deren beste Kapriolen hier verschwiegen werden, als ziemlich hanebüchen bezeichnen. Aber „Knowing“ ist so gut Inszeniert, dass kritische Gedanken vor lauter Begeisterung über die Bilder, gutes Spiel und einige grandiose Szenen gar nicht aufkommen. Verantwortlich dafür ist als Roman-Autor Ryne Douglas Pearson, der auch die Romanvorlage zu "Das Mercury Puzzle" schrieb. Regisseur Alex Proyas darf nach dem Action-Leerlauf "I, Robot" mit Will Smith wieder zu den düsteren Qualitäten von "Dark City" zurückkehren.
Die ästhetischen Qualitäten der wortwörtlich wegreißenden Katastrophenszenen sind sehr beeindruckend. Die apokalyptischen Visionen sind eigentlich zu schön, um für die Menschheit endgültig zu sein. Und so ist es Nicolas Cage gegönnt, dass er seiner Weltenretter-Mimik dank des ungewöhnlichen Endes eine ganz besonders tapfere Bitterkeit bemischen darf.