1.3.22

The Batman


USA 2022, Regie: Matt Reeves, mit Robert Pattinson, Zoë Kravitz, Paul Dano, Jeffrey Wright, John Turturro, Peter Sarsgaard, Jayme Lawson, Andy Serkis, Colin Farrell, 177 Min., FSK: ab 12

Die Filmgeschichte der Comic-Figur Batman ist trotz großer Bekanntheit des Flattermanns nicht unbedingt eine Erfolgsgeschichte. Verlachte Nippel auf dem schwarzen Latexanzug, unglückliche Starbesetzungen und zu grelle Ganoven sorgten für Flops. Matt Reeves („Planet der Affen") folgt der Reihe missverstandener Regie-Einsätze. Dass Ex-Vampir Robert Pattinson („Biss zum Morgengrauen") nun die Fledermaus gibt, ist ein guter Witz und ganz miserables Casting.

Wieder macht eine dunkle Gestalt mit Schwermut die Stadt unsicher. Gotham Citys maskierter Rächer Batman ist der trübsinnigste Superheld überhaupt. Mit einem immer jämmerlich dreinblickenden Robert Pattinson erlebt diese Gestalt ihren Tiefpunkt. Doch die x-te Verfilmung der Batman-Comics lässt uns zuerst die Untaten vom Riddler (Paul Dano) miterleben. Einer Reihe sadistischer Anschläge fallen der Bürgermeister, der Polizeichef und der Staatsanwalt zum Opfer. Kryptische Hinweise richten sich persönlich an Batman und fordern ihn auf, eine Wahrheit ans Licht zu bringen. Es geht nicht nur um die schmutzigen Drogengeschäfte von Pinguin (Colin Farrell) und Carmine Falcone (John Turturro), nicht nur um Korruption bei Polizei und Politik. Auch die eigene Familiengeschichte von Bruce Wayne wird nach dunklen Flecken ausgeleuchtet. „Wer ist die Ratte?", also der Verräter, lautet eines der Rätsel vom Riddler. Batman, der sich hier recht begriffsstutzig zeigt, führt jedes Rätsel nur zum nächsten Opfer. Der Film „The Batman" hangelt sich an ihnen entlang durch elend und fast drei Stunden lange Bebilderung von Nichtigkeit.

Gefühle zeigt der große Waisenjunge Bruce Wayne für den kürzlich verwaisten Sohn des ermordeten Bürgermeisters und für Catwoman (Zoë Kravitz). Aber „The Batman" versagt als Romanze ebenso wie als Thriller oder Actionfilm. Was auch daran liegt, dass weder die Katzenfrau, der Riddler oder der Pinguin die übliche Hintergrund-Geschichte zu ihrer körperlichen und moralischen Deformation bekommen. Wie sehr sehnt man sich da zurück zu der „The Dark Knight-Trilogie" von Christopher Nolan mit Christian Bale in der Hauptrolle. Sie leistete wenigsten anständig charakterisierte Figuren, auch wenn sie die schwächsten Filme Nolans versammelte.

Was von „The Batman" und Matt Reeves bleibt, sind zwei, drei Szenen, in denen der Regisseur sein ästhetisches Können zeigt: Ein Gefecht im Dunkeln, bei dem nur die Gewehrsalven ausleuchten, wer gerade wieder mal gewinnt. Oder das überflutete New York von oben, mit Batman, der mit roter Fackel wie Moses die Geretteten durchs Wasser führt.

Regisseur Matt Reeves war bei „Cloverfield" und „Planet der Affen" gut, wenn er ausgetretene Erzählformen radikal änderte. Was bei einer Franchise wie Batman schwer möglich ist. Sein alternatives Gesamtkonzept, dass ganz schwach zu ahnen ist, wird markiert vom rauen Grunge-Song zu Anfang und Ende des Films. Sein New York namens Gotham City ist nicht mehr die gestylte Comic-Stadt. Sie ist recht realistisch, oft menschenleer, wie man es von apokalyptischen Szenen Reeves' kennt.

Auch der Titelheld soll realistischer sein, was dem ganzen Batman-Getue seinen einzigen Reiz nimmt. Pattinsons schwarzer Ritter ist kein Superheld, bekommt keine mythische Überhöhung. Die technischen Gadgets, die dem ganz normalen Milliardär zu seinen Stunts verhelfen, werden auffällig ignoriert. Der erste Auftritt vom Batmobil ist sogar ein Witz, weil Batman beim Start zur unerlässlichen Verfolgung den Motor abwürgt.

Dass selbst der Namensgeber zum Marketing-Produkt „Batman" schwer enttäuscht, liegt nicht allein am extrem schwachen Hauptdarsteller Pattinson. Aber vor allem an ihm, weil der mit seinem begrenzten Schauspielvermögen nur bestehen kann, wenn er sein Gesicht möglichst wenig bewegt und meist eine Maske aufhat. Da hatte jeder der Primaten aus Reeves' Nachäfferei „Planet der Affen" mehr Mimik zu bieten, als dieser Ex-Vampir. Während George Clooney für den Flattermann in Latex noch völlig überqualifiziert war, hat der ehemalige Mädchen-Schwarm ohne Biss selbst für diese, trotz aller Action hüftsteife Rolle zu wenig drauf. Batmännchen Pattinson ist weder schlagfertig noch intelligent oder raffiniert. Dafür recherchiert er mit nacktem Oberkörper, was fast so lächerlich ist wie das legendäre Batman-Kostüm Val Kilmers mit den deutlich sichtbaren Nippeln in „Batman Forever" von Joel Schumacher.

Comic-Nerds werden von „The Batman" ebenso enttäuscht sein wie Action-Fans. Am schlimmsten trifft es die, die einfach nur einen anständigen Film erwarten. Wenigstens bleibt die Gewissheit, dass die Batman-Franchise ein Garant für Enttäuschungen ist.