Frankreich 2021 (Mystère à Saint-Tropez) Regie: Nicolas Benamou, mit Christian Clavier, Gérard Depardieu, Benoît Poelvoorde, Rossy de Palma, 91 Min., FSK: ab 12
Französische Komödien sind oft erfolgreich einfach und platt. Dass mit „Mord in Saint-Tropez" und der Galionsfigur dieser Unkultur, Christian Clavier, diese Untiefen herrlich altmodisch umschifft werden, ist ein erfreuliches Film-Wunder. Clavier tritt in die Fettnäpfchen von Peter Sellers, Louis de Funes und Jacques Tati.
Selbst das Auto mit der durchgeschnittenen Bremsleitung verhält sich witzig beim Mordanschlag, wenn es nach kurvenreichem Schlingern an der Côte d'Azur senkrecht im Bunker eines Golfplatzes landet. Die Sabotage galt dem einflussreichen Unternehmer Tranchant (Benoît Poelvoorde). Dessen Beziehungen zu Minister Chirac wollen den besten Kommissar am Tatort. Schon die nächste grandiose Humor-Szene ist purer „Pink Panther": Wie Inspektor Boulins (Christian Clavier) mit noch brennender Pfeife in der Tasche im Büro seines Chefs (Gérard Depardieu) aufläuft und sich die kriminalistische Pfeife langsam selbst einnebelt, erinnert an entsprechende Szenen mit Peter Sellers als trotteligem Inspektor Clouseau. Nur dass sich die Zerstörung diesmal vorerst in Grenzen hält.
Erst in St. Tropez und der Villa von Baron Tranchant legt Boulins richtig los. Als Kellner verkleidet soll er den Attentäter unter illustren Gästen aus der Filmwelt überführen. Die schrillen Exzentriker landen dabei zum Großteil im Lazarett. Ein Drehbuchautor wird im Jacuzzi unter Strom gesetzt und entwickelt in Folge ein Tourette-Syndrom. Zum Beweis, dass seine Pfeife mit Drogen „vergiftet" wurde, lässt der Kommissar den Baron selbst kräftig dran ziehen. Was zu einer großen Szene der beiden Komödianten Christian Clavier und Benoît Poelvoorde führt.
Mit 1970 sind Handlung und Humor des Films exakt verortet. Eigentlich ein Unding, aber es funktioniert vortrefflich! Herrlich das lange Warten auf den vorgespannten Pfeil einer kunstvollen Plastik und die Wirkung einer unglücklich platzierten Harke. Ein Musterbeispiel für sorgsam aufgebauten Slapstick auch der offene Kanaldeckel mitten im Weg und die Überlegung, man müsste doch das Warnschild direkt davor stellen. Aber dann ist unser Held zu faul dazu und fällt selbstverständlich auf dem Rückweg rein. Erstaunlich und wohltuend, wie dieser exzellent dekorierte und ausgespielte Retro-Humor noch zündet.