Deutschland 2021, Regie: Alireza Golafshan, mit Luise Heyer, Taneshia Abt, Teresa Rizos, 119 Min., FSK: ab 12
„Keine Sorge, das wird richtig, richtig peinlich!" Dieses Versprechen im Vorfeld eines exzessiven Junggesellinnen-Abschieds erfüllt „JGA: Jasmin, Gina und Anna" nur im guten Sinne. Die drei verzweifelten Single-Frauen Jasmin, Gina und Anna scheitern grandios an der großen, wilden Ibiza-Party. Sie werden beim Spaß mit Seelen-Weh allerdings nicht bloßgestellt.
Autor und Regisseur Alireza Golafshan überraschte in seinem Debütfilm „Die Goldfische" mit einer frechen Behindertenkomödie (und Tom Schilling in einer fiesen Hauptrolle). Nun wagt sich Golafshan auf das mit unappetitlichen Fettnäpfchen verminte Gebiet der Filme über Junggesell(inn)en-Abschiede. Die „Hangover"-Reihe mit Koma-Saufen, unfreiwilligen Tattoos und dem Verlust von Gliedmaßen ist am bekanntesten. Frauen-Varianten wie „Girls' Night Out" mit Scarlett Johansson ließen nicht lange auf sich warten.
In „JGA: Jasmin, Gina und Anna" stürzen sich drei nicht mehr ganz junge Frauen in den Junggesellinnen-Abend ihrer Freundin. Wenn Jasmin (Luise Heyer) mit einem riesigen Aufblas-Penis an der Bushaltestelle vor dem Poster einer Nonnen-Fernsehserie sitzt, wird klar, dass es in Richtung „Hangover" geht. Aber auch der traurige Unterton von Verzweiflung am eigenen Lebensweg wird gesetzt. Die ruppige Gina (Taneshia Abt) und die naive Anna (Teresa Rizos) komplettieren „JGA". Sie sind die Einzigen aus dem Freundinnen-Kreis, die nicht wegen Kindern oder Partner am Feiern gehindert werden. Dann laufen die „Um die 30"-Singles mit neonfarbenen Tüll-Röckchen und rosa Stretch-Limousine auch bei der zukünftigen Braut auf. Die ist nämlich gerade schwanger und will auf keinen Fall Alkohol-Exzesse. Also nix Ibiza als Überraschungstrip. Aber dann führen nicht stornierbare Flugtickets und das Elend des eigenen Lebens in einer traurigen Viertelkneipe zu einem lauten „Trotzdem".
Die tragische Suche nach Spaß geht auch auf der Party-Insel herrlich schief. Eckpunkte des Niedergangs der Drei von der Trinkstelle sind: bereits vergebene Hotelzimmer, gestohlene Koffer und Kreditkarten, aber vor allem ein Treffen mit Tim. Ausgerechnet der Tim (Dimitrij Schaad), dessen Trennung Jasmin in den letzten sieben Jahren zum beziehungsunfähigen Trauerkloß machte, feiert hier einen Junggesellen-Abschied. Und zwar seinen Eigenen! Das ist der definitive Tiefschlag, über den auch als Ecstasy verkaufte Kurkuma-Pillen nicht hinweghelfen.
Passend zum Genre gibt es eine Reihe von Verwicklungen und Unglücke. Erfreulicherweise macht das beim Zusehen Spaß, selbst wenn die Scherze nicht derbe sind. Und mal keine Leiche zu entsorgen ist. „JGA" hat leider auch Längen, vor allem weil das Finale der schwächste Teil der Komödie wird. Denn da geht es nur noch ums Herz und um Freundschaften. Genau die Art von gefühlsduseligem Film, weswegen „Hangover" und Co. als derbes Gegengift erfunden wurden.
Im Ensemble überzeugt Luise Heyer („Nahschuss", „Der Junge muss an die frische Luft") in der Hauptrolle der zu lieben Frau, die selbst beim Lachen traurig wirkt. Teresa Rizos („Irre sind männlich") blitzt in einigen Szenen als grandiose Komödiantin auf. Axel Stein gibt diesmal den spießigen Stefan Trauzeuge und Kassenwart, nicht unbedingt eine Glanzrolle. Wie überhaupt die drei Männer zu vernachlässigen sind.