BRD, Kanada 2013 Regie: Thomas Arslan, mit Nina Hoss, Marko Mandic, Lars Rudolph, Uwe Bohm, Peter Kurth, 96 Min. FSK: ab 12
Deutscher Western, das war für lange Zeit der Karl May-Film aus Jugoslawien. Was mit dem „Wilden Westen" so viel zu tun hatte, wie die Edgar Wallace-Studioaufnahmen mit England. Das durchaus viele deutsche Pioniere dem Aufbruch „Go West" folgten, ist hingegen echte Geschichte. Genau wie der Goldrausch, der ab 1896 Menschen aus aller Welt zum Klondike-Fluss an der Grenze von Kanada zu Alaska lockte. Auch eine Truppe gescheiterter Auswanderer aus Deutschland will mitmachen und zieht - statt über die Pazifik-Passage von San Franzisko aus - über eine extrem lange, mühsame und gefährliche Strecke ohne irgendwelche Wege in Richtung Klondike.
Emily Meyer (Nina Hoss) schließt sich in Ashcroft, der nördlichsten Bahnstation Kanadas, einer Gruppe deutscher Amerika-Auswanderer an, die mit der national eigenen Gründlichkeit und Ordnung organisiert zu sein scheint. Der Leitung des Zylinder tragenden Wilhelm Laser (Peter Kurth), der immer wieder sein bereits gefundenes Gold vorzeigt, folgen auch das Ehepaar Dietz, der Journalist Gustav Müller (Hark Bohm) und der Familienvater Rossmann (Lars Rudolph). Als Hilfskraft ist Carl Boehmer (Marko Mandic) dabei. Er erlebt als erster eine überhebliche Ignoranz der deutschen Truppe, die sich später auch gegenüber anderen Nationen, den Eingeborenen und gegenüber der Natur äußert. Schon am Anfang der 1500 Kilometer langen Strecke brechen Planwagen und Pferde zusammen, die Karten taugen nichts und die Teilnehmer zeigen sich meist von der schlechtesten Seite.
Selbstverständlich haben die Glückssucher eine Menge Schicksal im Gepäck: Der frustrierte Schreiberling trägt schwer am Fusel für seinen Alkoholismus, Emily Meyer sucht die Freiheit vom Ehe-Gefängnis und Rossmann versucht einem Trauma zu entkommen. Das individuelle Scheitern wird im zähen Verlauf des Films weniger als spannende Abfolge denn als Abhaken und Zurücklassen von Figuren inszeniert.
Das filmische Erlebnis, das uns Thomas Arslan („Im Schatten", „Dealer", „Geschwister - Kardesler"), ein Vertreter der „Berliner Schule", bereitet, evozierte bei der Berlinale-Premiere die Metaphern „Marterpfahl" und „sattelwund gesessen". Ein unfreiwilliges „Hossa" ging nur durch das Publikum, als einem der Abenteurer nach einem Tritt in die einzige Bärenfalle in weiter Wildnis mit stumpfer Säge das Bein amputiert wird. Diese Szene bleibt in Erinnerung. Dass ausgerechnet Lars Rudolph wahnsinnig wird, war hingegen so gut wie sicher, also wenig originell. Den Rest von (Nina) Hoss und Reiter tauscht man gerne gegen Hoss von der Ponderosa.
Ganz im Ernst schafft es selbst das enorme schauspielerische Können von Nina Hoss nicht, diesem staubigen Ritt Leben einzuhauchen. Die Verweigerung von großen Perspektiven und Gefühlen mag erfolgreich sein - auf Kosten des Miterlebens. Ein Mitdenken wird allerdings auch nicht belohnt, dazu ist „Gold" analytisch zu dürftig. Nicht mal Katzengold, eher Katzenjammer.