USA 2013 (The Wolverine) Regie: James Mangold, mit Hugh Jackman, Hiroyuki Sanada, Famke Janssen, Tao Okamoto, Svetlana Khodchenkova, Haruhiko Yamanouchi 126 Min.
Das Praktische an der Comic-Figur Wolverine ist, dass sie nicht altert. Alle möglichen (Vor-) Geschichten können so mit dem erfolgreichen Wolverine-Gesicht Hugh Jackman verfilmt werden. Diesmal geht es zurück zur Atombomben-Explosion über Nagasaki am 9. August 1945. Ein junger japanischer Soldat, der neben anderen Kriegsgefangene und auch Wolverine (Jackman) befreit und danach von diesem menschlichen Schutzschild vor Verstrahlung und Verbrennen gerettet wird, bittet diesen Jahrzehnte später nach Tokyo. Yashida (Haruhiko Yamanouchi) ist inzwischen mächtiger Boss eines Industrie-Konzerns, aber auch schwerkrank. Logan, der abgeschieden von Menschen und Mutanten in den Wäldern lebte, um nicht mehr kämpfen und töten zu müssen, soll angeblich ein Wunsch erfüllt werden. Yashida verspricht dem mutierten und technisch frisierten Mann, bei dem selbst schwerste Verletzungen in Sekunden heilen und dem ewiges Leben droht, einen menschlichen Tod. Recht eigennützig will der Todkranke dafür die Unsterblichkeit übernehmen. Doch Logan lehnt ab und kann nach dem Ableben des mächtigen Bosses nur noch dessen Enkelin Mariko (Tao Okamoto) beschützen. Allerdings schwinden seltsamerweise auch seine eigenen (Selbstheilungs-) Kräfte.
Es mischen sich noch eine Menge Ninja, einige Yakuza und andere Geschichten in diese Wolverine-Episode ein. Eine langatmige Affäre im Mittelteil eignet sich hervorragend, um noch mal Getränke zu holen. Nicht mal dass eine junge Japanerin tatsächlich mit dem nicht gealterten Helden ihrer Gutenacht-Geschichten ins Bett geht, nutzt der Film für dringend nötige Humor-Dreingaben.
Spaß macht am Anfang allein die rothaarige Freundin Marikos, Yukio (Rila Fukushima), mit faszinierenden Augen die einzige echt schrille Comic-Figur dieser Marvel-Adaption. Im Gegensatz zu den schillernden Mutanten- und Figuren-Arsenalen der „X-Men" kommt dieses „Wolverine"-Spinoff mit nur einer Handvoll Science Fiction-Attraktionen aus. Dafür gibt es statt der Mutanten- und Rassismus-Routine eine gute, tatsächlich interessante Geschichte, die vorgibt, dem fremden Kämpfer Logan japanische Traditionen entgegen zu stellen. Am Anfang - diese Teilung könnte man noch oft betonen - funktioniert das. Die Themen Todessehnsucht und Müder Krieger verlieren sich allerdings, je mehr Logan wieder zu Wolverine wird. Dann ist „Wolverine" wieder so ein hirnloser Prügelfilm, der schnell unfreiwillig komisch gerät, wenn die Ninja mit ihren Bogen aus dem Helden einen Käse-Igel für die Schlacht-Platte machen.
Vor allem das Ende enttäuscht mit wenig überzeugenden Ruckzuck-Lösungen. Dass Logan ein Ronin, ein „Samurai ohne Meister", war, hängt mit dem unabhängigen Charakter dieser Figur zusammen und muss nicht mit Beschäftigungs-Therapie bekämpft werden. Der Abschied von Wolverines verstorbener und beleidigter Liebe Jean (Famke Janssen) ist nur sehr dünne Kopie vieler ähnlicher Szenen anderer Filme.
So bleiben als Höhepunkte nur die üblichen Action-Schmankerl: Der bekannte Kampf auf dem Zugdach, japanisch auf Hochgeschwindigkeiten um 500km/h in eine neue Dimension gepusht. Eine Verfolgungsjagd durch Tokyo, wobei Kamera und Schnitt sehr ambitionierte Leistungen hinlegen, damit aber ebenso beeindrucken wie zeitweise irritieren. Im Gegensatz zum letzen „Wolverine"-Film, der als Rohfassung mit unfertigen Tricks vorzeitig im Internet auftauchte, wirkt dieser Versuch vor allem thematisch unvollendet. Das fällt nicht direkt ins Auge, hinterlässt aber doch ein unbefriedigtes Gefühl.