1.7.13

Layla Fourie

Südafrika, BRD, Frankreich, Niederlande 2013 (Layla Fourie) Regie: Pia Marais, mit Rayna Campbell, August Diehl, Rapule Hendricks, Terry Norton, 107 Min. FSK ab 12

Bei Südafrika denkt man Nelson Mandela oder an den Sieg über die Apartheid. Das Land leidet aber auch unter enormer Kriminalität und Gewalt. Mit ihrem dritten Spielfilm kehrte die seit langem in Deutschland lebende Regisseurin Pia Marais nach Südafrika an den Ort ihrer Kindheit zurück und zeigt in einer spannenden und bewegenden Geschichte, wie sich Misstrauen und Angst aller Bereiche der Gesellschaft bemächtigt haben. Eine junge Mutter verursacht einen Autounfall und wird mit der Wucht einer griechischen Tragödie vor die Folgen ihrer Schuld geworfen.

Layla Fourie (Rayna Campbell) bewirbt sich um einen Job, ist unsicher, braucht aber dringend Geld für ihren kleinen Sohn Kane (Rapule Hendricks). Doch Schummeln oder Lügen ist nicht drin: Denn es geht um Lügendetektoren! Die Apparate haben in Südafrika Konjunktur und Layla soll mit ihnen selbständig Tests durchführen. Der erste Auftrag kommt viel zu schnell und führt die junge dunkelhäutige Mutter von Johannesburg in ein fernes Casino-Resort. Kane muss mit, weil kein Babysitter gefunden wird. Schon die lange nächtliche Fahrt verläuft bedrohlich, ein dunkler Wagen scheint ihnen zu folgen. Jeder Stopp erscheint als Risiko. In ihrer Panik übersieht Layla einen Mann, der in einer Kurve das Auto springt. Ein älterer, weißer Südafrikaner stirbt. Der Versuch, sich bei der Polizei zu melden, scheitert an der Ignoranz der Beamten. Nun tritt Layla ihren neuen Job im Dienste der Wahrheit mit einer Lüge im Gepäck an. Diese entzweit auch Mutter und Sohn, die doch schon allein wegen der neuen Umgebung zusammenhalten müssen. Zudem hat einer der ersten Kandidaten für Laylas Einstellungstests, der aggressive Weiße Eugene Pienaar (August Diehl), eine besondere Beziehung zum Opfer...

„Allem voran ist es ein Film über eine junge, allein erziehende Mutter und ihren Sohn," so beschrieb die in Berlin lebende Regisseurin ihren eindrucksvollen Film: „Jedoch spiegelt ihre Beziehung und wie sie sich im Laufe der Geschichte verändert, eine bestimmte Atmosphäre, die in Südafrika vorherrscht: Hoffnung überlagert von Misstrauen."

„Layla Fourie", Pia Marais' dritter Spielfilm nach „Die Unerzogenen" und „Im Alter von Ellen" beeindruckt mit einer spannenden Geschichte, sehr guten Darstellern und großen atmosphärischen Momenten: Wenn beim nächtlichen Unfall auch ein Pavian verletzt auf der Straße liegt, wird das eine unvergessliche Szene. Der allgemein ziemlich nutzlose Lügendetektor, an dem sich eine tief verunsicherte Gesellschaft festklammert, funktioniert als Katalysator für Misstrauen, Lügen und Angst. Während August Diehl sehr gekonnt einen ambivalenten Typen spielt, beeindruckt die Hauptdarstellerin Rayna Campbell als Mutter zwischen Angst und Skrupel. „Layla Fourie" gelingt die Balance zwischen Spannung und einem selten starken atmosphärischen Einblick in die südafrikanische Gegenwart.