USA 2012 (The Company You Keep) Regie: Robert Redford, mit Robert Redford, Shia LaBeouf, Julie Christie, Susan Sarandon, Nick Nolte, Terrence Howard, 121 Min.
Noch ein Polit-Thriller vom Senior Robert Redford („Die Unbestechlichen") oder wieder ein Polit-Thriller mit Brit Marling („The East")? „The Company You Keep", die ebenso packende wie nachdenkliche und hochaktuelle Geschichte um Wege des Widerstandes gegen einen gefährlichen eigenen Staat, schafft mit zwei hervorragenden Schaupielern und Künstlern die Verbindung vom Vietnam-Krieg zu heutigen Übergriffen des Staates.
In Deutschland werden immer noch ehemalige RAF-Mitglieder inhaftiert, weil sie nicht wie jeder anständige Politiker das Recht auf Erinnerungslücken haben. Aber auch in den USA kümmern sich Geheimdienste oft eher um alte Rechnungen als um aktuelle, rechte Bedrohungen: Eher zufällig kommt das FBI nach dreißig Jahren einer Gruppe militanter Antikriegs-Aktivisten auf die Spur. Die Ehefrau und Mutter Sharon Solarz (Susan Sarandon) stellt sich der Polizei und damit droht auch die wahre Identität des angesehenen Anwalts Jim Grant (Robert Redford) aufzufliegen. Gemeinsam waren sie an einer Aktion gegen das hunderttausend-fache Morden im Vietnamkrieg beteiligt, bei der auch der Wachmann einer Bank erschossen wurde. Um endlich ans Licht zu bringen, was wirklich geschah, fährt Jim Grant seine 11-jährige Tochter zum Onkel nach New York und flieht dann, um ehemalige Mitstreiter zu kontaktieren.
Ein faszinierendes Panoptikum aus Menschen und Motiven liegt auf der Reise-Route Grants. Sein raffiniertes Katz- und Maus-Spiel mit dem FBI-Ermittler (Terrence Howard) und dem jungen Journalisten Ben Shepard (Shia LaBoeuf) entdeckt nicht nur eine alte Wahrheit. Das Wesen des Widerstandes wird quasi im Vorbeirennen aber trotzdem keineswegs flüchtig reflektiert. Wenn Redford fortrennt, geht es nicht wirklich um die eher behäbige Action, auch nicht um den junge Journalisten, der über diese Geschichte bekannt werden will. Der alte Recke bringt dem jungen Draufgänger bei, dass man sich auch immer fragen muss, wem eine (Enthüllungs-) Story schadet.
Shia LaBoeuf hat als Reporter Ben Shepard nur oberflächlich eine ähnliche Rolle wie Redford vor 37 Jahren, als er Bob Woodward spielte, einer der beiden Journalisten hinter der Watergate-Enthüllung. Diese wahre Geschichte gilt immer noch als glorioser Höhepunkt des Enthüllungs-Journalismus. Heutzutage hat Ansehen der Presse mächtig gelitten, eine kleine Ethik-Lektion kann da nicht schaden. Sie ist von Regisseur Redford und seinem Autor Lem Dobbs (Buchvorlage: Neil Gordon) so gut verpackt, dass „The Company you keep" allgemein beste Unterhaltung bietet. Bei diesem Film von Regisseur Redford kann man nur bemängeln, dass er auf den Hauptdarsteller Redford bestanden hat. Der ist ein bis zwei Jahrzehnte zu alt für die Rolle, oder seine Figur hat zu junge Kinder. Der Rest der Besetzung ist erste Sahne: Von Susan Sarandon („Dead Man Walking") über Nick Nolte („The Thin Red Line"), Julie Christie, Stanley Tucci, Sam Elliott bis zu Shootingstar Brit Marling („Another Earth"). Sie spielt hier die Rolle einer Jury-Studentin mit Zweifeln am System und überdenkt mit ihrem ganz aktuellen Film „The East" ebenso klug und spannend wie Redford die Moral des Widerstandes. Wahrscheinlich ist Brit Marling mittlerweile ein Name, bei dem die Prism-Alarmglocken ganz laut schrillen.