USA 2012 (Pacific Rim) Regie: Guillermo Del Toro, Charlie Hunnam, Idris Elba, Rinko Kikuchi, Charlie Day, Robert Kazinsky, 126 Min. FSK: ab 12
Godzilla 2.0 kann Karate! Und bedroht gleich mit einem ganzen Arsenal gigantischer Monster die Menschheit. Ihnen stellt der mexikanische Erfolgsregisseur Guillermo Del Toro („Pans Labyrinth", „Hellboy") Riesenroboter und eine fantastische Inszenierung entgegen. Die Popcorn-Maschinen können heißlaufen für dieses sehr gelungene sündige Vergnügen.
Der Pazifische Graben spukt in naher Zukunft riesige, drachenartige Monster namens Kaiju aus, die ganze Küstenregionen und Länder vernichten. Nur mechanische Roboter, die ebenfalls jedes Hochhaus überragen, können die Kreaturen aus der Hölle niederringen und -schlagen. Die Jaeger - mit deutschem Namen - reagieren so komplex auf die Bewegungen ihrer „Piloten", dass es gleich zwei, neuronal miteinander vernetzte von ihnen braucht, um die Stahlgebirge zu steuern. Guillermo Del Toro hält sich in seinem Update der klassischen Godzilla- und Kaiju-Filme nicht lange mit Schnickschnack auf, sondern schmeißt uns direkt mit Spaß in den Kampf: „Pacific Rim" ist gewaltiges Trash-Kino, ein wirklich GROSSER Spaß!
Nun muss es bei über zwei Stunden Vorzeigen von Riesigem, das so ziemlich alle Städte rund um den Pazifik zerbröselt, auch etwas andere Handlung geben. „Pacific Rim" schafft schnell eine wichtige Wendung, denn Pilot und Held Raleigh Becket (Charlie Hunnam) ist nicht unverletzlich, verliert den mit ihm perfekt synchronisierten Bruder bei einer desaströsen Niederlage. Auch weil die Kaiju mit jeder Generation stärker und klüger werden, soll das Jaeger-Programm eingestellt werden, die letzten ihrer Art versammeln sich in Hongkong zur entscheidenden Schlacht unter Führung vom Marshall Stacker (Idris Elba).
Bei enormem technischen Aufwand sparte „Pacific Rim" viel beim Menschen-Material, doch gerade dieser Idris Elba spielt sich mit der Führungs-Rolle in die erste Reihe der Großen. Eine Entdeckung, mal nicht bei den jungen Heldengesichtern, die zum Glück nicht so glatt bleiben wie im üblen Referenzfilm „Starship Troopers". „Pacific Rim", dieser internationale Robotronic-Trash, ist zwar ein großer Spielkind-Film von ein Fanboy Guillermo Del Toro, der selbst hat allerdings mehr politische Haltung und kulturellen Hintergrund drauf hat als viele andere. So zeigt die reizvolle Abfolge immer neuer Erdspalten-Monster Reminiszenzen an „Pans Labyrinth", „Alien" oder einen turmhohen King Kong. Eindrucksvoller als die Straßenschlachten mit einem Supertanker als Schlagstock sind die sich begegnenden Traumatas der miteinander vernetzten Piloten: Die Bilder eines kleinen japanischen Mädchens in von Asche bedeckter Trümmerlandschaft Tokyos gehören zu den stärksten Szenen des Films. Der zudem mit vielen witzigen wie eindrucksvollen Einfällen und Figuren aufwartet: Da ist das Paar wahnsinniger Wissenschaftler, bei denen sich ein Kaiju-Groupie an die Hirne der Monster ankoppelt. Übercooler Leichenfledderer der Neuzeit-Dinos ist „Hellboy" Ron Perlman.
So gelingt Del Toro nach dem Horror des Franco-Faschismus in „Das Rückgrat des Teufels" und „Pans Labyrinth", sowie der Comic-Höllenbrut „Hellboy" nun eine neue Ausgeburt der Unterwelt. Die Godzilla-Vorbilder kann man getrost vergessen: „Pacific Rim" ist von der ungelenken Tricktechnik vergangener Jahrzehnte so weit entfernt wie von der Simplizität der „Transformers", die hiergegen nur Plastik-Dreingaben eines Matschig-Menüs sind.