USA 2013 (Despicable me 2) Regie: Chris Renaud, Pierre Coffin, 94 Min. FSK: o.A.
Gru, dieser scheußliche Schurke, dieser gemeine Gauner mit goldenem Herzen irgendwo unter der rauen Schale, dieser genial gemeine Erfinder mit seiner Armee ausgesprochen quirliger und bescheuerter Helferlein namens Minios, dieser Gru erleidet einen bösen Fall von Teil 2-Ernüchterung. Der originelle Animations-Erfolg „Einfach unverbesserlich" aus dem Jahre 2010 erweist sich tatsächlich als unverbesserlich, ja nicht mal als nachahmbar. „Einfach unverbesserlich 2" ist ein einfach schwächerer und viel zahmerer Nachfolger.
Nachdem der Welteroberer Gru, der schon mal den Mond geklaut - aber auch wieder zurückgebracht - hatte, im ersten Film von den drei süßen Waisenmädchen Margo, Edith und Agnes pazifiziert und heimisch gemacht wurde, setzt er nun seine ganze Ingeniösität für du perfekte Geburtstags-Party ein. Doch so ganz erfüllt die Familien-Seligkeit den ehemaligen Oberschurken nicht und auch die Marmeladen-Produktion in den ehemaligen Schurken-Laboren will kein süßes Vergnügen werden.
Wie gut, dass gerade im schön persiflierten Bondschurken-Stil eine komplette Polar-Station samt Geheimlabor mittel fliegendem Supermagneten geklaut wurde. Darin befand sich ein übles Serum, dass selbst die herrlich albernen Minios in gefährliche Verwandte der Gremlins verwandelt. Von der kessen und lässig überlegenen Agentin Lucy Wilde wird Gru unsanft in die Dienste einer supergeheimen Antischurken-Liga eingeladen. Unter dem Tarnmantel eines Cup Cake-Ladens sollen das Ex-Ekel und sein größter Fan Lucy herausfinden, wer in der Einkaufsgalerie das Serum versteckt hält.
Spitznase Lucy hat dabei eindeutig die besseren Gadgets und die Tauchfahrt mit ihrem Kleinwagen samt Tintenfisch-Kollision gehört zu den witzigeren Szenen des oft lahmen Films. Da hilft auch das ziemlich überflüssige 3-D nicht weiter. Während also der 3D-Aufpreis nicht lohnt, bietet die Original-Version zum Preis einer Englisch-Nachhilfe-Stunde dagegen mit den Stimmen von Steve Carell als Gru, Russell Brand als Dr. Nefario und Steve Coogan viel mehr Spaß.
Dass die überlegene Agentin Lucy wie ein verliebtes Girly tollpatschig um Gru herumscharwenzelt und freudig ihren spannenden Beruf für die Mutter-Rolle aufgibt, kann nur noch die einfach unverbesserlich altmodische Familien-Ministerin Schröder erfreuen. So macht in Sachen Figuren-Zeichnung bei den Neuzugängen ausgerechnet ein mexikanisches Kampfhuhn als Referenz an den mörderischen Poyo im Comic „Chew" den besten Eindruck. Grus verrückter Wissenschaftler Dr. Nefario verabschiedet sich vor lauter Neugierde gar zu einem besseren Job.
Ein wenig Slapstick beim verliebt durch die Stadt hüpfen, ein paar kleine Filmzitate und Agenten-Parodien, das reicht niemals an das Niveau des Vorgängers. Gru hat viel zu wenig Schurken-Charakter, dafür sind die Minios nach einer lahmen Stunde böse und lila. Das Ego Shooter-Geballer der Marmeladen-Schlacht im Finale ist außerdem nicht mehr wirklich kindgerecht. Insgesamt hat dieser unverbesserte Teil 2 junge und ältere Zuschauer im Visier, verliert aber mit zu viel Kinder- und Familienkram einiges an Potential. Ganz am Ende wird klar, ein noch gemeinerer Schurke, der hinterhältigste von allen, hat diesen Film gekapert: Disney hat eine witzige Idee übernommen und sie zum lahmen Nachfolger kaputt produziert.