Frankreich 2012 (Paulette) Regie: Jérôme Enrico mit Bernadette Lafont, Carmen Maura, Dominique Lavanant, Françoise Bertin 84 Min. FSK ab 12
Goldig sind die Erinnerungen an Lebenshöhepunkte wie den ersten Preis für einen Zwetschgen-Kuchen, die Konditor-Ausbildung und das eigenes Café. Die Realität der Mindestrente ist auch am Rande von Paris bitter, doch bitterer noch ist die alte Dame Paulette (Bernadette Lafont) selbst: Eine keifende Rassistin, die sich beim schwarzen Priester im Beichtstuhl beschwert, dass das Land von den Schwarzen überschwemmt wird, die sogar den süßen Mischlings-Enkel mit böser Abweisung straft.
Die stolze Zicke Paulette lebt im Wohnsilo von den Abfällen des Marktes, bis sie eher zufällig - ein Päckchen Hasch lag im Müll - in den Drogenmarkt einsteigt. Das Muttchen übernimmt völlig unverdächtig den Job des lokalen Dealers. In Folge einer ihrer Biestigkeiten mischt der Enkel etwas Hasch unter den Schoko-Kuchen, was wiederum eine Damenrunde und letztlich - als neue Geschäftsidee - das ganze Viertel herrlich aufmischt. Paulette und ihre Konditorkünste mit einer besonderen Zutat werden zum ganz großen Hit im Hochhaus-Viertel. Doch die jungen, ausgebooteten Dealer gehen mit ihr nicht nett um, die Sonnenbrille vor dem blauen Auge gibt ihr endgültig einen Gangstertouch.
Da es eine von Paulettes Grundregeln ist, bei den weichen Drogen zu bleiben, erscheint diese Back-Beschäftigung für ältere Damen durchaus eine Alternative zum geklauten sozialen Netz und gegen Alters-Armut. Zudem befördert es den Austausch zwischen den Generationen. Tatsächlich ist „Paulette" nur eine nette Sozialkomödie, die sich über Armut lustig macht. Sie fungiert als fadenscheiniger Vorwand, die alte Zicke mit dem ganz anderen Milieu zusammenzubringen. Der Gangster-Boss Mr. Vito bleibt eine Witzfigur an der Playstation, die kleinen Dealer sind alberne Jungs mit lächerlichem Slang. Dass der schwarze Schwiegersohn ausgerechnet auch ein Drogenfahnder ist, fügt dem oft albernen Reigen noch eine weitere Drehung hinzu. Nicht nur im Vergleich mit „Grasgeflüster" (GB 2000, Regie: Nigel Cole) mit Brenda Blethyn in einer ähnlichen Hauptrolle, fällt auf, wie dünn die Wirkstoffe dieses Komödienstoffes sind.