USA, BRD 2011 (The Loneliest Planet) Regie: Julia Loktev mit Gael García Bernal, Hani Furstenberg, Bidzina Gujabdize 113 Min.
Es gibt viele kleine Momente, in denen sich zeigt, dass die Liebe nicht ganz so groß ist, wie sich das die eine Seite vorgestellt und die andere vielleicht vorgemacht hat. Doch dieser hier in der amerikanisch-deutschen Koproduktion „The Loneliest Planet" ist ein Knaller: Als beim Hochzeits-Hicking in wilden georgischen Bergen noch wildere Gesellen ihre Gewehre auf das junge Paar richten, schiebt Alex (Gael Garcia Bernal) im ersten Moment Nica (Hani Furstenberg) VOR sich! Zu seinem eigenen Schutz!!! Das unterschreitet jede Kategorie von „unromantisch" oder „unsensibel" und wird auch in Brigitte-Beziehungstipps nie auftauchen. Das ist bester Al Bundy-Style. Also eigentlich zu grob für alles, was in bestem Arthouse-Stil vorher und nachher passiert.
Regisseurin Julia Loktev („Day Night Day Night") schickt Alex, seine Verlobte Nica und einen einheimischen Wanderführer in eindrucksvolle, aber auch gefährliche Berge. Da lassen sich schön Beziehungs-Eigenschaften abbilden, etwa die betonte Selbständigkeit Nicas: „Ich brauche keine Hilfe." Bis sie irgendwann den Bach runtergeht. Und wieder ein Stück Vertrauen. Der alte Führer fügt im manchmal schwierigen Sprachgemisch trockene, düstere Scherze zum Ausflug mit euphorischen Ausblicken und drohenden Stimme hinzu.
Die Kurzfassung ist übersichtlich: Am Rande des Gletschers verliert Nica das Vertrauen in den Geliebten. Eisiges Schweigen folgt, bis auf dem Weg nach unten eine Versöhnung festzustellen ist. Beim Verlassen der Gletscherzone sprechen sie wieder miteinander. Am Lagerfeuer gibt es eine tragische Bürgerkriegsgeschichte und einen versuchten Rachekuss. Gael Garcia Bernal versteckt seine Mimik hinter einem Vollbart und das war dann nach zwei Stunden der Film. Noch nicht ganz, im sehr langen Abbau der Zelte klingt etwas nach. Wenn man denn in der eindrucksvollen Landschaft und der reduzierten Beziehungsgeschichte etwas gefunden hat.