Großbritannien 2012 Regie: Will Lovelace, Dylan Southern 109 Min. FSK o.A.
Der Morgen danach - nach dem letzten Konzert. Das ist ein äußerst reizvoller Blickwinkel, um das sehr geplante und strukturierte Ende einer Band zu dokumentieren. Die Regisseure Will Lovelace und Dylan Southern nähern sich einem für Fans legendären Konzert von „LCD Soundsystem" vom Moment nach der Implosion. James Murphy, Kopf der Band und scheuer Konzeptkünstler, meint, dass es nach seinem späten Einstieg in die Musik mit 35 Jahren etwas früher an der Zeit sein müsse, aufzuhören. Das „Last Concert" rund um den programmatischen Hit „Losing My Edge" fand im New Yorker Madison Square vor 16.000 Zuschauern statt. Viele Fans des Indie-Dance-Punk-Projekts waren nach vier Stunden in Tränen aufgelöst. James Murphy trottet am nächsten Tag als etwas verkaterter, selbstverlorener Hipster mit seiner französischen Bulldogge durch New York und schluchzt erst, als er alleine mit den schon eingemotteten Instrumenten in einem Lagerraum steht.
„LCD Soundsystem" klingt in den besten Momenten wie Talking Heads mit ein paar Takten Sonic Youth und etwas Pogo, so versucht der außenstehende Rezensent dies Phänomen zu fassen. Während sich ein durchgehendes Interview im Film kritisch um das Konzept „Star" dreht und überdenkt, dass man mit 41 für den Rock zu alt werde, hat es doch ein etwas anderes Gewicht, wenn Neil Young in Jarmuschs „Crazy Horse" beispielsweise von seinen Musikern spricht, die an den Drogen starben. (Die Interviews, die Murphy ansonsten gibt, sollen wesentlich dichter und gehaltvoller sein.) Und auch wenn das hochverehrte Multitalent Spike Jonze an einer der Kameras war, in Sachen Konzertfilm ist „Shut up" kein Meilenstein, vom Scorseses Referenzpunkt „The last waltz" oder Beasty Boys' „Awesome; I Fuckin' Shot That!", bei dem das Publikum mit zig Kameras wirklich alles aufnahm, ganz zu schweigen. So wie „LCD Soundsystem" wohl ein etwas kopflastiges Musikkonzept ist, kommt auch dieser Film daher. Für Außenstehende ganz interessant. Für Fans gibt es zusätzlich noch eine DVD-Box mit dem kompletten vierstündigen Konzert und längeren Interview-Passagen.