11.12.12

HFR - mehr Bilder aufs Auge

Der Film baut seit fast 100 Jahren auf Trägheit - nicht die, sich in den Kinosessel zu schmeißen und bei den meisten Filmen nicht weiter denken zu müssen. Nein, die wirklich grundlegende Erscheinung, die Film erst möglich macht, ist die Trägheit des Auges: Ab etwa 18 Bildern pro Sekunde - das ist individuell leicht unterschiedlich - nehmen wir eine Folge von Fotografien als laufende Bewegung wahr. Deshalb wird Film seit den wilden Anfangsjahren fast immer mit 24 Bildern pro Sekunde projiziert. Nun verkauft Peter Jackson den „Hobbit" nicht nur als Sensation, aus einem schmalen Büchlein drei überlange Filme zu machen. Es ist auch der erste Film in „HFR", in einer „hohen Frequenz-Rate" (High Frame Rate) von 48 Bildern pro Sekunde. Dadurch nimmt das Gehirn die Bilder als schärfer und „realistischer" wahr. Mit Erhöhung der Bildrate entsteht - auch ohne 3D - ein stärkeres Raumgefühl. Was erst einmal nicht separat zu erleben ist, denn „Der Hobbit" ist in HFR nur mit 3D zu sehen. Das bei den Kinos der Ketten Cinemaxx, Cineplex, Cinestar und UCI sowie bei einigen unabhängigen Kinos.

Fachleute wie der technik-affine Regisseur James Cameron („Avatar") zeigten sich bei der Hobbit-Premiere begeistert. Tatsächlich ist auch diese Idee schon ein paar Jahrzehnte alt. Douglas Trumbull, der mit Stanley Kubrick an „2001: A Space Odyssey", mit Steven Spielberg an „Unheimliche Begegnung der dritten Art" und an Ridley Scotts „Blade Runner" arbeitete, zeigte schon in den 80ern etwa im französischen Kinogiganten-Park Futuroscope sein Showscan-Verfahren mit 60 Bildern und 70mm-Film. Und Fernsehen lief bei uns schon immer mit 50 Halbbildern pro Sekunde, neuerdings auch gerne mal mit einer Frequenz von 60 oder 100 Hertz.

Dass die Szenen mit HFR auch künstlich und steril wie billige TV-Soaps wirken, meinen die Kritiker. Der erste Eindruck erinnert an den vergleichbaren Effekt, erstmals HD-TV zu sehen. Auch das wirkte künstlich und hyperreal. Mittlerweile ist man es gewohnt. Ausgewählte Kinos setzen nach digitalem 3D nun also auf HFR - vor allem, um sich vom Heimkino abzusetzen. Außerhalb von Deutschland wurde dem „Hobbit" noch eine zusätzliche Klangdimension verpasst. Bei „Dolby Atmos" hängen Lautsprecher nun auch unter der Decke, das 3D des Hörens ist damit abgeschlossen. Was bei einem schlechten Film alles nicht viel helfen wird...