USA 2012 (Beasts of the Southern Wild) Regie: Benh Zeitlin mit Quvenzhané Wallis, Dwight Henry, Jonshel Alexander 92 Min.
Mit einer sensationell guten Kinderdarstellerin erzählt "Beasts of the Southern Wild" von einer Gemeinschaft von Außenseitern und Verlierern, die im Sumpfdelta um New Orleans bewusst die geregelte Gesellschaft meiden. Unter ihnen wird die sechsjährige Hushpuppy unkonventionell vom mal liebevollen, dann oft abwesenden Vater aufgezogen. Auf sich gestellt, entwickelt das Kind eine fantastische Welt, die den Film zu einem der besten des Jahres macht.
Die sechsjährige Hushpuppy (Quvenzhané Wallis) lebt mit ihrem Vater Wink (Dwight Henry) im Marschland hinter einem Damm, der brave amerikanische Bürger bei New Orleans vor dem Golf von Mexiko schützt. Die Ungezähmten blieben im unregulierten Becken des Flussdeltas, in der freieren Natur. Hushpuppy wird von ihrem immer wieder heftig trinkenden Vater sehr unkonventionell zur Härte erzogen. So hat das kleine Mädchen, das auch Junge sein könnte, seine eigene Hütte neben der des Vaters. Die fackelt sie allerdings ab, als Wink wieder für einige Tage im Krankenhaus verschwindet. Das erstaunliche Kind sucht auf seinen Exkursionen in die wild wuchernde Natur selbständig Erklärungen für dies und vieles andere. Sie horcht nach dem Herzschlag von Tieren und Pflanzen. Vor allem will Hushpuppy wissen, wo ihre Mutter ist.
Die kindlich fantasievollen Antworten, die wir im Off des Mädchens hören, gehen ins Magische, erzählen vom Schmelzen der Polkappen, einer großen Flut und riesigen prähistorischen Auerochsen, die dann auch im Bild heranstürmen. Die Flut kommt tatsächlich über die bunte Gemeinschaft von Trinkern und überzeugten Außenseitern in Form eines heftigen Wirbelsturms. Und über Hushpuppy, weil ihr Vater sterben wird.
Die verlorenen Existenzen wollen ihre zerstörten Häuser selbst nicht verlassen, als der Staat massiv anrückt. Verrückte Randerscheinungen, die in einer der eindrucksvollsten und atmosphärisch stärksten Filme von Sundance und „Certain Regard" in Cannes 2012 viel Sympathie gewinnen. Selbst als sich die freiwillig Ausgegrenzten ein Loch in den Damm sprengen, damit die salzige Flut abfließen kann, die Tiere und Pflanzen umbringt. Eine Sensation dabei ist die Geschichte des kleinen Mädchens Hushpuppy, extrem stark gespielt von Quvenzhané Wallis. Sie erzählt neben vielen fantastischen, berührenden Momenten, tatsächlich auch von globaler Erwärmung und dem Abschmelzen der Polkappen - mit allen Folgen im Kleinen.
„Beasts of the Southern Wild" ist das Debüt des jungen Regisseurs Benh Zeitlin, der als Mitglied des unabhängigen Filmemacher-Kollektivs „Court 13" nach New Orleans zog und dort seinen ersten Kurzfilm „Glory at Sea" realisierte, nachdem 2008 Katrina die Stadt zerstörte. In jeder Faser, in jeder Szene feiert „Beasts of the Southern Wild" das Leben, so bildgewaltig und fantastisch, wie es die Sumpf-Bewohner in ihren ausgelassenen Feiern tun. Ein Muss für jeden, der nicht nur eingedämmte, sondern Filme voller Leben will.