Viel versprechen brauchte man sich nicht von dem deutschen Starter „Du hast es versprochen" in der Mitternachts-Schiene. Dass die junge Berliner Regisseurin Alex Schmidt mit ihrem ersten Kinofilm überhaupt direkt in Venedig landet, war schon eine Riesenüberraschung. Dementsprechend groß das Interesse, wurde der Film vor der Gala-Premiere auch nur zwei Mal im kleinsten Festivalkino gezeigt.
Dass etwas Grausames geschehen ist und wird, zeigen die ersten Bilder im winterlichen Weiß mit blutigen Tupfern. Zwei Mädchen wagen sich in einen abgelegenen Bunker. Hanna, die gerade Geburtstag feierte, erzählt zur Spannungssteigerung eine Schaudergeschichte und tatsächlich taucht eine weitere Gestalt aus dem Dunkeln auf. Kurz darauf rennen Hannah und ihre Freundin Clarissa schreiend und blutend aus dem Wald. Zurück bleibt eine Narbe an Hannahs Hand und ihre Abneigung, den Geburtstag zu feiern. 25 Jahre später garniert die mittlerweile als Ärztin arbeitende Hanna (Mina Tander) das festliche Essen zu diesem Anlass mit der Enthüllung, sie wisse von der Geliebten ihres Mannes. Wie gerufen kommt da die Freundin Clarissa (Laura de Boer) aus der Vergangenheit zurück. Zusammen mit Hannas Tochter Lea reisen sie zur Ferien-Insel der Kindheit, heute ein ziemlich heruntergekommener, menschenarmer Ort. Es erwartet sie ein kleines Mädchen, das bedrohliche Zeichnungen hinterlässt. Ein Geist, der eine vergangene Tat rächen will? Langsam erinnert sich Hanna...
Handwerklich sehr reif bedient die 34-jährige deutsche Regisseurin Alex Schmidt das Horror-Genre. Dabei erweisen sich die sehr lauten Schocker im ersten Teil als vielleicht unnötiges Warm-Up für einen dann doch raffinierteren Psycho-Thriller mit in Nuancen überraschendem Ausgang. Dass man jedoch einen Großteil des Films dachte, das kennt man alles schon, trübt den Spaß in der Mitternachts-Schiene, die genau für solche Genre-Werke gedacht ist. Das Spiel von Mina Tander („Maria schmeckt's nicht") als Opfer und Täterin ist etwas feiner als das der Gegenspielerin Laura de Boer. Sehr viel Spaß macht Katharina Thalbach als alte Hexe, während Max Riemelt als Inselfischer nicht gefordert wird. Insgesamt ein spannendes Vergnügen auf das man sich im Kino freuen darf - Start am 1. November - und eine Regie-Entdeckung, der man noch einige andere Stoffe wünscht.