11.9.12

Das Bourne Vermächtnis

USA 2012 (The Bourne Legacy) Regie: Tony Gilroy mit Jeremy Renner, Rachel Weisz, Edward Norton, Stacy Keach 135 Min.

Noch so ein Irgendwas-mit-Bourne-Film? Die drei Vorgänger waren ein großer Erfolg, doch am Ende hatte der Super-Agent wider Willen endlich seine Freiheit erkämpft. Gerüchte besagen, er hätte mit seiner Familie einen Zoo gekauft. Regisseur Paul Greengrass hetzte seinen Bourne Matt Damon mit eindrucksvoller, aber auch anstrengender Geschwindigkeit durch die Trilogie. Dabei war Greengrass nicht purer Action-Spezialist, er drehte auch 2002 den irischen Protestfilm „Bloody Sunday". Nun übernimmt Tony Gilroy, bisheriger „Bourne"-Autor, aber auch Regisseur des genialen Kunst-Thrillers „Michael Clayton" mit George Clooney.

Die Bourne-Fortsetzung ähnelt im verschneiten, menschenleeren Anfang sehr „Hanna". Wie die ganz geheime Agentin versteckt sich auch Aaron Cross (Jeremy Renner) in eisiger Abgeschiedenheit. Derweil muss die Regierungsorganisation unter der Leitung von Colonel Eric Byer (Edward Norton) das Programm gen- und chemisch manipulierter Superwaffen in Menschenform einstellen. Überall sterben die medikamenten-abhängigen Agenten an einer letzten Pille. Nur „Ergebnis Nr. 5", Aaron Cross, entkommt sogar einem Drohnenangriff und schneidet sich den Ortungssender aus dem Fleisch. So weit, so unoriginell. Zum Glück wird die Wissenschaftlerin Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz) als einzige nicht erschossen, als ein Killer ihr ganzes Labor umlegt. Zum Glück kommt Aaron Cross auch rechtzeitig vorbei, als Agenten auch mit ihr einen Selbstmord vortäuschen wollen. Marta macht Cross mit dem bekannt, was die schlimmsten Doping-Ärzte gerade den Sportlern vorschlagen: Mit Gen-Manipulation braucht er die grünen und blauen Tabletten nicht mehr, sein Körper erzeugt selbst die Drogen, damit er ein Super-Agent mit Super-Käften und Super-Reaktionsvermögen bleibt. Oder Olympia-Sieger ohne nachweisbare Epo-Einnahme. Doch das Labor für diese Manipulationen am eigenen Körper liegt allerdings am anderen Ende der Welt, auf den Philippinen.

Diese Wendungen sind zwar alle ziemlich erzwungen, doch mit Rachel Weisz bekommt das Rumgerenne schauspielerisches Schwergewicht und den menschlichen Faktor, den Jason Bourne selbst in sich trug. Der wollte nie unzerstörbarer Supermann und schon gar kein Killer sein. Jeremy Renner als Aaron Cross ist zwar interessanter und ausdruckskräftiger als Ex-Bourne Matt Damon, doch allein mit ihm wäre der Film wirklich langweilig. So ist mäßige Spannung und das nötige Mitgefühl für eine nicht ganz unschuldig in die mörderischen Mühlen der Geheimdienste Verwickelte zu verzeichnen. Denn die Verfolgung aus der Luft, die Greengrass so extrem praktizierte, geht weiter. Es scheint kein Problem zu sein, jeden Menschen überall auf der Welt innerhalb von ein paar Stunden zu finden. Das ist tatsächlich erschreckend, wenngleich der politische Aspekt deutlich kleiner geworden ist. Wirklich spannend bleibt die Frage, wie die Fortsetzung von all dem Verfolgen aussehen soll...