Geht ein Mann zum Arzt, sagt die Ärztin (Franziska Petri): Mein Mann betrügt mich mit ihrer Frau. Diese Info bringt das EKG durcheinander, ebenso wie der surreale Unfall, dem der Mann danach nur knapp entgeht. Der „Betrug" (Originaltitel: Izmena) des Russen Kirill Serebrennikov betrügt als erster Wettbewerbsfilm erst einmal die Erwartungen mit rätselhaften Entwicklungen. Gleichzeitig verführt er sein Publikum mit aufreizenden Darstellern und Bildern. Tatsächlich kommen die Ärztin und den Mann in einem futuristischen Hotel zusammen, nur um zu sehen, wie sich ihre Partner auf dem Balkon darunter vergnügen. Dass die Ehebrecher eine Szene später mehrere Etagen tiefer eng umschlungen und mit dem Geländer unter sich, tot aufgefunden werden, ist nicht mal der originellste Twist dieses subtil erotischen Schuld und Sühne-Thrillers. Filmisch sensationeller Wendepunkt dann der Gang der Ärztin durch einen Wald, ihr Umziehen mit zufällig gefundenen Kleidern und das Heraustreten auf die Straße fünf Jahre später. Hier kann jemand Film und lässt es uns deutlich sehen.
Die 1973 in Leipzig geborene Franziska Petri kann schon jetzt als Entdeckung des Festivals verbucht werden. Nach vielen TV-Rollen von „Donna Leon" bis „Lasko" und einigen bemerkenswerten Kinoauftritten, etwa in „Das Herz ist ein dunkler Wald", hatte sie gestern ihren Auftritt auf der großen internationalen Bühne. Sie beeindruckt dabei sehr, erst durch mysteriöse Kühle, dann als leidenschaftliche Liebhaberin mit Einlagen verträumter Abwesenheit. Bei dem preisverdächtig guten Spiel war sogar noch Petris Russisch gut - das kam allerdings aus dem Synchronstudio.