Schuld und Ernte
Kleine Giganten kopieren Gen-Mais und amerikanische Filmgeschichte.
Venedig. Und sie wissen sehr wohl, was sie tun! Junge Filmemacher, die einen Dean gegen den Baum und gegen die Prinzipien des Vaters rasen lassen, haben ihren Stevenson gut studiert. Und hängen angesichts solcher "Giganten" die Vaterfigur sehr hoch. So bleibt im Wettbewerbsfilm „At any price" vom iranisch-stämmigen US-Amerikaner Ramin Bahrani das Ur-Amerikanische in der Geschichte einer kleinen Maisfarmer-Dynastie kraftlos. Zac Efron und Dennis Quaid sind Abziehbilder größerer Idole. Die Frauen und Affären an ihrer Seite (Heather Graham, Kim Dickens, Maika Monroe) können mehr überzeugen in einem Film, der den Schwebezustand nie verlässt. Dabei bricht alles zusammen: das Unternehmen der Familie Whipple, weil es die Copyright-Fesseln eines Konzerns gebrochen hat, der "das Leben patentierte". Die Rennfahrer-Karriere vom Sohn, Efrons Raser Dean. Und die Hoffnungen auf den anderen Erben, der lieber in Südamerika Berge besteigt. Dass erst ein Mord Vater und Sohn zusammenbringt, ist nicht unausweichlich, aber recht dramatisch. Neu ist nur der Wandel im Treibstoff auf der wirtschaftskritischen Ebene des Films: Vom Öl in Stevensons Klassiker "Giganten" zum Gen-Mais, der bald Biosprit sein wird und im Hintergrund drehen sich schon die Windräder. Dann werden auch die größten Haie, die mit ihrer Landrafferei andere Familien ins Verderben gestürzt haben, am Haken der Lebensmittel-Konzerne verenden. So erweist sich der Eröffnungsfilm „The Reluctant Fundamentalist" erneut als Schlüssel: Auch im Mais-Staat Iowa gibt es einen Fundamentalismus, eine Religion, die ins Verderben führt. "Grow or die", das Wachsen um jeden Preis („At any price") führt in die Tragödie, oder: zu "Schuld und Ernte".