USA 2012 (Magic Mike) Regie: Steven Soderbergh mit Channing Tatum, Alex Pettyfer, Matthew McConaughey, Cody Horn 110 Min.
Ein Dachdecker, der morgens in seinem großen Strandhaus in Tampa, Florida gleich neben zwei Frauen im Bett aufwacht, wirkt etwas ungewöhnlich. Erst als sein neuer Kollege Adam (Alex Pettyfer) den Bauarbeiter Mike (Channing Tatum) abends vor einem Club wiedersieht, entdecken wir mit ihm Mikes eigentlichen Job: Er ist als Magic Mike Star der Stripper-Truppe Xquisite, die Abend für Abend junge und alte Frauen begeistert. Adam, der gleich am ersten Tag seinen Job am Bau wieder verlor, soll erst mal den Strippern beim Umkleiden helfen, wird aber weil Not am nackten Mann ist, bald auf die Bühne gestoßen: „Like a Virgin" lautet sein Jungfern-Song vor einer heißen Menge kreischender Weiber. Danach hat er die Hose voll - mit Geldscheinen.
Nackte Männer, die sich in gekonnten, aber immer noch affigen Tänzen ausziehen und in allen möglichen Posen Luft-Sex spielen - will man das sehen? Frau auf jeden Fall, denn auch bei uns sind Chippendale-Touren ausverkauft. Doch vor allem die Inszenierung von Steven Soderbergh sorgt dafür, dass man(n) sich für diese gut gebauten Jungs und ihre Geschichten interessiert. Selbst wenn Männer im Bunny-Kostüm und eine Penis-Pumpe in Großaufnahme nicht nur Adam irritieren.
„Magic Mike" ist die Story von Channing Tatum, der sich von "Step Up" Schritt für Schritt hochgearbeitet hat in Filmen wie "21 Jump Street", "Für immer Liebe" oder "Der Adler der neunten Legion". In "Haywire" spielte er bereits 2011 bei Soderbergh und nun ist er sogar als Produzent dabei. Doch am Anfang seiner Karriere verdiente er genau so als Stripper Geld. Zusammen mit Soderbergh und Drehbuch-Autor Reid Carolin baute Tatum als Hauptdarsteller um die Figur des Mike eine Geschichte von Liebe, Freundschaft, Verrat und persönlicher Entwicklung. Denn schnell verliebt sich Mike in Adams Schwester Brooke (Anke Engelke-Imitat Cody Horn), während „der Kleine" mit Drogen dazu verdienen will.
Oscar-Sieger Steven Soderbergh ("Ocean's 11/12/13", "Traffic", "Erin Brockovich") macht auch aus diesem Thema einen tollen Film. Wieder übernahm er zusätzlich Kamera (als Peter Andrews) und Schnitt (als Mary Ann Bernard). Und zaubert ganz nebenbei einen grandiosen Himmel auf die Leinwand. Nur für dieses im Meer gebrochene Sonnenlicht bei einer Sandbank-Party, das keinen Hauch kitschig, aber im jedem Pixel atemberaubend ist, lohnt der Film.
Dazu gibt es selbstverständlich flotte Tanzeinlagen, Tatum kann den Streetdancer richtig gut. Die Kamera zeigt echte Ganzkörper-Aufnahmen im Gegensatz zu furchtbar zerschnittenen Filmchen wie „Street Dance". Obwohl das restliche Ensemble mit Tarzan und Tanga, mit Matrosen, Polizisten, Spritzenmännern und andere sexuellen Fantasie-Figuren immer an der Grenze zur YMCA-Lächerlichkeit rumturnt, wirkt „Magic Mike" teilweise so ehrlich wie eine Reportage. Dabei sind auch die anderen Darsteller exzellent, trauen sich, wie Matthew McConaughey als Club-Senior, einiges. Cody Horn ist wieder mal so eine typische Soderbergh-Entdeckung: Zuvor zig mal übersehen, kann auch sie ihr Können voll ausspielen. Einer der vielen Gründe, sich diese heiße, komische und ernstzunehmende Nummer anzusehen.