USA 2009 (Welcome To The Rileys) Regie: Jake Scott mit Gandolfini, Kristen Stewart, Melissa Leo 110 Min.
Wie in American Beauty ist auch bei den Rileys die Garage Ort für Trauer und Sublimation: Doug Riley („Soprano" James Galdofini) muss dort rauchen und weinen. Seine Frau Loïs (Melissa Leo) bekommt dies mit, zieht sich jedoch zurück. Eher ängstlich als rücksichtsvoll. Irgendwann wird Doug schreien: „Ich bin noch nicht tot!", denn die Riley leben nach dem Unfalltod ihrer Tochter vor acht Jahren wie im Mausoleum. Loïs verdrängt das tragische Geschehen, aber verlässt das Haus nicht. Als Dougs jüngere Geliebte ganz plötzlich an einer Herzattacke stirbt, bricht noch mehr in ihm zusammen. Bei einem Messebesuch in New Orleans trifft der einfache Geschäftsmann, der eher unfreiwillig in einer Strip-Bar landet, dort auf die ziemlich ordinäre Mallory (Kristen Stewart, „Twilight"). Irgendwas klickt bei ihm, nicht ganz ohne Widerstand quartiert er sich in Mallorys versiffter Bruchbude ein, repartiert, macht sauber und hängt sich voll rein, um das gefallene Mädchen wieder auf die rechte Bahn zu bringen.
Diese Rettungsaktion eines kleinen prolligen Mädchens ist eine verrückte Geschichte. Mallory und andere vermuten einen irgendwie perversen Hintergrund. Doch der kräftige und massige Doug Riley erweist sich nicht nur handwerklich als ganzer Kerl. Während er der Ersatz-Tochter etwas Erziehung im Schnelldurchgang angedeihen lässt, versucht seine Frau trotz heftiger Angstattacken zu ihm zu kommen. Jahrelang traute sie sich nicht mal zum Briefkasten. Obwohl die Tochter bei einem Autounfall starb, fährt Loïs schließlich selbst die gewaltige Strecke nach New Orleans. Was nicht ohne komische Momente bleibt.
Wie so oft im Leben passiert etwas, während eigentlich etwas anderes geschieht: Die Ripleys kümmern sich vermeintlich um eine hilflose junge Frau, doch diese gute Tat dient nebenbei der Bewältigung des eigenen Traumas. So kümmert sich das Ehepaar um die Geschlechtskrankheiten des leichten Mädchens und dieses sagt den Alten irgendwann, dass sie mal miteinander reden sollten...
Regisseur Jake Scott („Plunkett & Mclean") ist der Sohn von Ridley Scott und der Neffe von Tony Scott – beide haben den Independent-Film mitproduziert. Da könnte man misstrauisch werden. Braucht man aber nicht: Scott Jr. gelingt die Gratwanderung der Geschichte. Er sorgt für Glaubwürdigkeit und vermeidet zu viel Kitsch. Die kuriose Situation sorgt immer wieder für komische Momente, in denen James Gandolfini ebenso glänzt wie in den gefühlvolleren. Der ehemalige Soprano-Boss erweist sich wieder einmal als großartiger Schauspieler, der solch einen Charakter-Part und auch so einen ernsthaften Film komplett tragen kann. Kristen Stewart zeigt, dass sie mehr kann, als neben Vampiren blass auszusehen. „Willkommen bei den Rileys" ist ein Beispiel für eine gute Geschichte, die ohne überzogenes Drama leicht unterhalten kann, dabei nicht auf Inhalt und Tiefe verzichtet.