Der Boxer Micky Ward verdankt seinen Ruhm in „einschlägigen" Kreisen drei Kämpfen gegen Arturo Gatti in den Jahren 2002 und 2003. Die Faustkämpfer haben sich besonders heftig und ausdauernd die Birnen zu Brei geschlagen. Wer jetzt sagt, das sei ja interessant, wird vielleicht etwas in diesem biographischen Ward-Film finden. Wer fragt „ja und?", wird trotz einer klaren, schlüssigen Machart in diesem Boxer-Familien-Porträt des interessanten Regisseurs David O. Russell („I heart Huckabees", 2004) wenig Ausdauer aufbringen können.
Micky Ward (Mark Wahlberg) ist in der ärmlichen Umgebung von Lowell, Massachusetts nur der kleine Halb-Bruder der Box-Legende Dicky Eklund (Christian Bale). Der ist zwar mittlerweile vor allem Crack-Champion, lebt aber immer noch von einem einmaligen Erfolg gegen Sugar Ray Leonard. Erst als der ehrliche, etwas schüchterne Micky sich mit Hilfe der Kellnerin Charlene Fleming (Amy Adams) von seiner unübersichtlichen und höchst peinlichen Familie lossagt, bekommt er die Chance auf einen Weltmeister-Fight. Das führt allerdings zu lächerlichen Zickenkriegen von Charlene gegen Ex-Managerin und Mutter Alice sowie deren sieben ebenso blondierten wie debilen Töchtern. Sie betrachten Micky als Familieneigentum und leben ganz gut von dessen Gagen - er wird dafür von nicht regelgerechten Gegnern zusammengeschlagen.
„The Fighter" bemüht sich, authentisch zu sein - so wurden möglichst die Originalschauplätze in Lowell verwendet. Und Mark Wahlberg tanzt die echten Kämpfe fast identisch nach. Trotzdem ist selbst „Rocky" ein ganzes Stück interessanter. Im Bemühen „echt" zu sein, geriet auch der Stil altmodisch und behäbig. So ist David O. Russells („Three Kings" 1999, „Flirting with Disaster" 1996) Ring-Film weit von der filmischen Schlagkraft eines Martin Scorseses in „Wie ein wilder Stier" entfernt. Und wenn „The Fighter" mal irgendwie wirkt, dann nur in den geradezu satirischen Szenen von Mickys unglaublicher Riesenfamilie.
Darren Aronofsky sollte eigentlich die Regie von „The Fighter" führen. Dessen Rourke-Abgesang „The Wrestler" zeigt, was möglich gewesen wäre. Jetzt dominieren überzogene Darstellungen, die auch noch zwei Oscars einheimsten: Beste Nebendarstellerin für Melissa Leo („Willkommen bei den Rileys") als hysterische Mutter und Bester Nebendarsteller für Christian Bale und seine Rolle als nerviger großer Bruder, der tatsächlich eine tragische (Haupt-) Figur hätte sein können. Wie die Kämpfe von Ward, der sich sieben Runden lang verprügeln ließ, um dann mit nur einer Kombination den Gegner ko zu schlagen, verlangt „The Fighter" über fast zwei Stunden viel Stehvermögen. Eine schlagkräftige Szene gelingt nur im wahrsten Sinne der Worte und Fäuste.
Am Ende sitzen die Brüder auf der Couch vor einer Kamera - das hat etwas von Dick und Doof. Wenn dann während des Abspanns die beiden echten Wards sich bei den „Hollywood-Leuten" bedanken, spürt man auch hier, dass ihr einfaches Leben einfach kein Stoff für einen Film ist.