Kirgisien, BRD, Niederlande, Frankreich 2010 (Svet-Ake) Regie: Aktan Arym Kubat mit Aktan Arym Kubat, Taalaikan Abazova, Askat Sulaimanov 80 Min.
Ein Robin Hood der Stromversorgung: Von den Armen geliebt, lässt er in deren Wohnungen die Zähler rückwärts laufen und bringt so Licht in Haushalte, die es sich nicht leisten können. Damit erzürnt „Herr Licht" (selbst in der Hauptrolle: Aktan Arym Kubat) - so die Übersetzung des Originaltitels „Svet-Ake" - das staatliche Energie-Unternehmen und wird auch schon mal festgenommen, was ihn aber in seinem menschenfreundlichen Tun nicht stoppen kann. Der nette Familienvater bringt mit seiner sonnigen Art auch Licht in die Herzen seiner Mitmenschen. Er ist Visionär und Don Quixote: Hinter seinem Haus steht ein selbst gebautes Windrad, das zwar bei guter Laune gerade mal eine Glühbirne flackern lässt, doch richtige Windräder im kargen Tal des Dorfes könnten das bescheidene Leben der vom ruhelosen Wind geplagten Menschen nachhaltig verändern. Solche Pläne werden vom alten Bürgermeister und dem Rat des Dorfes belächelt, doch immerhin stimmen diese Traditionalisten auch nicht gleich dem Landverkauf an den reichen russischen Kandidaten und Spekulanten zu, der mit seinem protzigen SUV das dürre Vieh aufscheucht. Mit viel Geld und Pferdestärken ist dieser für den Stimmenkauf unterwegs, weiß aber auch die Reitertradition des Steppenvolkes - bei einer ruppigen Art des Polos mit Schwein statt Ball - zu ehren.
Mit dieser großen Politik hat der gutmütige Herr Licht eigentlich nichts am Hut - das ist eine Sache der Herren mit den hohen Hüten, die den Rat des Dorfes auszeichnen. Der Elektriker möchte vor allem endlich auch mal einen Sohn zeugen und nimmt deshalb gelegentliche Stromschläge freudig hin: Sie würden die weiblichen Hormone austreiben. Doch viel Zeit bleibt dem hilfsbereiten Nachbarn nicht für eigene Sorgen, schon gilt es wieder den erfolgreichen Jockey auszunüchtern, der an der Enge des Dorfes verzweifelt.
Aktan Arym Kubat, der exzellente und vielfach ausgezeichnete Filmemacher aus Kirgisien, dessen Name auch als Aktan Abdykalykov wiedergegeben wird, beschäftigt sich nach seiner biografischen Trilogie aus „Maimil" (2001, internationaler Titel: „The Chimp"), „Beshkempir - Der fremde Sohn" (1998) und „Sel'kincek" (1993, „Swing") nun mit den ökonomischen Verhältnissen des Landes - in seiner speziellen poetische Art und Weise. Es geht im Hintergrund um die Macht über die Energieversorgung, um absurde Situationen, die nach dem Zerfall der Sowjetunion in den vereinzelten, ehemaligen Sowjetrepubliken herrschten. Das kann man mit etwas angelesenem Wissen aus den Bildern herauslesen. Doch ganz einfach fühlbar ist der konstant wehende Wind und man möchte glatt selbst mit anfassen, um aus dem peinigenden Naturzustand einen Quell des Wohlstandes zu machen. Wozu diese Energie dann genutzt werden soll ist, eine heikle Frage. Die Widmung des Films wünscht den Enkeln Zufriedenheit und Glück - nicht Reichtum. Die kirgisisch-deutsche Koproduktion „Der Dieb des Lichts" ist bestes Weltkino, eine bittere Parabel voller poetischer Bilder von Aktan Arym Kubat, der mit „Beshkempir" 1998 einen Silbernen Leoparden in Locarno gewann.