BRD, Ungarn, Frankreich 2010 (Womb) Regie: Benedek Fliegauf mit Eva Green, Matt Smith, Lesley Manville, Peter Wight 107 Min.
Der Ungar Benedek Fliegauf drehte 2007 mit „Tejút" fast ein Kunstvideo. Jetzt verlegt er sich auf die Kunst des Erzählens mit Bildern und legt direkt ein Meisterwerk des emotionalen Erzählkinos hin: „Womb"!
Die sommersprossigen Rebecca und Tommy lernen sich in einem kleinen Küstenort kennen, sinnlich herausgeleuchtet in warmen Bildern von Haut, Haus und Strand. Die Kinder verstehen sich ohne Worte. Doch dann muss Rebecca nach Japan ziehen. Ihre Liebe könnte sich fortsetzten, als Rebecca (Eva Green) nach 12 Jahren zurückkehrt. Aber ein tragisches Unglück reißt Tommy (Matt Smith) aus dem Leben. Rebecca zögert nicht lange, einen Klon ihrer großen Liebe zu gebären und aufzuziehen. Tommys Eltern sind zwar Atheisten und leiden sehr unter ihrem Verlust, doch diese Wiedergeburt können sie nicht akzeptieren. Die Reaktion der Mitmenschen auf „unnatürliche" Kinder treibt das ungewöhnliche Paar in ein einsames Strandhaus, weiter hinaus in die Isolation. Tommy wächst erneut zum jungen Mann heran, doch irgendwann taucht seine Großmutter auf und Rebecca muss Fragen beantworten.
Fliegaufs großes gestalterisches Vermögen macht aus der atemberaubenden Geschichte von „Womb" (dt. der Schoß) ein bewegendes Meisterwerk, das seine ethische Problematik ganz nebenbei transportiert. Eindringliche Bilder erzählen, gerade die entscheidenden Sätze werden gerne ausgelassen. Stattdessen blendet der Regisseur immer wieder atmosphärische Stillleben ein. Nur ein Satz wird wieder und wieder wiederholt: Die Schlüsselfrage „Wer bist du?"
Eine große „Bigger than life"-Liebesgeschichte, die sich von allen Konventionen löst und mit Hilfe von Science-Fiction ein Tabu spannend austestet. Die ausufernde Mutter-Sohn-Bindung buchstabiert Ödipus mit den Elementen der DNA völlig neu. Vor allem Eva Green füllt die exzellent stilisierte Geschichte mit dem Herz einer Liebenden und einer Mutter. Ein nicht klonbares Kino-Erlebnis.