11.1.11

We Want Sex


Großbritannien 2010 (Made in Dagenham) Regie: Nigel Cole mit Sally Hawkins, Bob Hoskins, Miranda Richardson, Geraldine James, Rosamund Pike 114 Minuten FSK    ab 6

Klassenkampf und Spaß dabei: Britische Sozial-Komödien wie „Ganz oder gar nicht“, „Brassed Off - Mit Pauken und Trompeten“ oder auch „Kalender Girls“ machten Kino-Solidarität mit den unterdrückten und ausgebeuteten Arbeitern schon immer zu einem ganz besonderen Vergnügen. Bei „We want Sex“ wird erst mal eines geklärt: Die Arbeiterklasse ist unteilbar und auch die Frauen gehören dazu!

Im britischen Dagenham wehrte sich im Jahr 1968 eine kleine Gruppe von Näherinnen bei Ford gegen unverschämt niedrige Löhne. Damals bettelte die Autoindustrie noch nicht um Sozialhilfe in Milliardenhöhe, sparte aber schon wo sie konnte. So firmierte man die gut gelaunten Frauen jeden Alters trotz komplizierter Arbeit zu Ungelernten um, stopfte sie zudem in eine Halle, die bei Regen undicht und im Sommer brütend heiß war. Dagegen ruft der kleine Gewerkschaftler Albert (Bob Hoskins) die muntere Frauenschar zu einer Arbeitsniederlegung auf und ist von der einhelligen Resonanz begeistert. Dann stellt sich bei den Gesprächen mit der Ford-Leitung die bislang eher unterschätzte Rita O'Grady (Sally Hawkins) als kluge und geschickte Rednerin heraus. Unter ihrer Führung wird nicht nur die traditionelle Auto-Gewerkschaft aufgemischt, die eher schäbige Deals mit den Herstellern ausklüngelt. Rita geht aufs Ganze: Gleicher Lohn für alle Frauen! Doch die anfängliche Unterstützung durch Ehe- und andere Männer bröckelt, als diese ausgesperrt werden...

Der durchaus sexistische Kampf gegen Sexismus in Sachen Lohn bringt einen historischen Gewerkschafts-Sieg etwas verkürzt aber sympathisch und humorvoll auf den Punkt. Dass „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ eigentlich immer noch Science-Fiction ist, darf dabei ebenso mal übersehen werden wie die etwas grob gestrickte Dramaturgie der BBC-Produktion. Ebenso erhebend wie die Erfolge der mutigen und netten Frauen-Gemeinschaft, die es nicht leicht hat, aber auch zu feiern weiß, ist eine tolle Besetzung, die Nigel Cole nach „Kalender Girls“ vor die Kamera bringt. Vor allem Sally Hawkins, die 2008 in Berlin den Silbernen Bären für „Happy-Go-Lucky“ erhielt, gibt ihrer gradlinigen und glaubwürdigen Kämpferin Rita das perfekte unsicher/tapfere Gesicht mit einem ansteckenden Lachen. Ebenso großartig ist Miranda Richardson als ruppig-resolute, „feurige Rote“ genannte Arbeitsministerin Barbara Castle, die sowohl die Deppen ihres Amtes als auch den Premierminister Harold Wilson albern aussehen lässt. Unter den männlichen Figuren hat nur Bob Hoskins als Frauenrechtler gut Substanz, der Rest besteht aus Knallchargen - Ähnlichkeiten mit real lebenden Personen nicht ausgeschlossen.

So überzeugt die Arbeiterinnen-Komödie mit dem dämlich reißerischen Titel „We want Sex“ durch die üblichen Solidaritäts-Szenen zum richtigen Zeitpunkt vor allem emotional. Da diese Szenen aber auch zu rasch und zu wenig intensiv abgehandelt werden, kann Nigel Coles neuer „Frauen-Film“ nicht ganz und gar mit großen Vorbildern des Genres mithalten.