27.1.11

I Killed My Mother


Kanada 2009 (J'ai tué ma mère) Regie: Xavier Dolan mit Anne Dorval, Xavier Dolan, François Arnaud 96 Min.

Ein 16-jähriger Junge hasst seine Mutter, die ihn zur Schule und zur Videothek fährt, das Essen macht und das Erbe der Oma verwaltet, bis der aufmüpfige Teenager 18 wird. Das klingt jetzt schon dramatischer als das erweiterte und nervige Kammerspiel eigentlich ist, der Titel „I Killed My Mother“ ist gar völlig überzogen. Was der junge Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Xavier Dolan damit erledigt sind wohl seine pubertären Rest-Frustrationen. So brüllt seine Figur Hubert Minel leidenschaftlich, oft und gleichbleibend. Die Mutter Chantale (Anne Dorval) schreit meist mit, weiß aber auch, dass sie mit dem leisen Summen irgendwelcher Liedchen die Wut noch steigern kann.

Während Hubert sein selbstverliebtes Kamera-Tagebuch in s/w führt, macht stattet der linear langweilig erzählte Film die Mutter lächerlich aus und versucht den rebellischen Sohn zu stylen, was ebenso erbärmlich wirkt. Da hängen Kunst-Drucke beim kiffenden Liebhaber mit der sexy Mutter und provenzalischer Kitsch in der dämmerigen Küche zuhause. Zwischendurch gibt es ein paar Zitate und einen Hauch von zärtlichem Gefühl. Doch bald wird wieder gebrüllt. Filmisch mit schwacher Kamera und Kunstversuchen. Akustisch sowieso. Vielleicht hätte Dolan die Probleme persönlich mit seiner Mutter klären sollen, anstatt ein Publikum anzubrüllen, das daran nun mal keine Schuld hat. Ein sehr expressives und unreifes Werk. Am originellsten ist noch das kanadische Französisch im Original, selbst wenn man das Wallonische gewohnt ist. Doch, etwas Gutes gab es in diesem anstrengenden Film: Die Musik klingt wie die Pianoläufe von Wim Mertens aus dem „Bauch des Architekten“. Der nächste Film von Dolan ist schon am Start, ebenfalls beim ansonsten exzellenten Verleih Kool. „Les amours imaginaires“ wird mit Regie, Produktion, Buch und einer Rolle wahrscheinlich erneut eine sehr  individuelle Dolan-Äußerung.