24.1.11

Brothers


USA 2009 (Brothers ) Regie: Jim Sheridan mit Jake Gyllenhaal, Natalie Portman, Tobey Maguire, Sam Shepard 104 Min.
FSK ab 12

Der eine Bruder reist nach Afghanistan ab, der andere kommt aus dem Knast. Die Markierung ist überdeutlich, dazu macht der strenge Vater in jedem Wort klar, wer der gute, wer der ungeliebte Sohn ist. Es wird viel passieren, bis die Familie wieder um diesen Tisch sitzt und sich der Blick auf die Rollen verschoben hat. Verschoben und erweitert, denn Jim Sheridans („Mein linker Fuß“, „Im Namen des Vaters“) erschütterndes Remake von Susanne Biers („Nach der Hochzeit“) dänischem „ Brothers - Zwischen Brüdern - “ aus dem Jahre 2004 ist gnadenlos in der Analyse grausamer Familienstrukturen. Und schonungslos in der Darstellung von dem, was es menschlich kostet, „unsere Freiheit am Hindukusch zu verteidigen“.

Der Stolz des verknöcherten Vietnam-Veteranen Hank Cahill (Sam Shepard) ist fast verständlich: Der Sohn, Captain Sam Cahill (Tobey Maguire) ein freundlicher, liebvoller Familienvater. Die hübsche Frau Grace (Natalie Portman) liebt ihn sehr, ebenso seine beiden netten Töchter. Selbst sein Bruder Tommy (Jake Gyllenhaal), das schwarze Schaf, das es nur drüber bekommt, mag ihn unheimlich gern. Einige mögen es auch noch positiv finden, dass Sam für das Vaterland nach Afghanistan fliegt, um dort Krieg zu führen. Dort empfängt man den Aggressor jedoch nicht so freundlich und schießt seinen Hubschrauber ziemlich bald ab. Die Nachricht von Sams Tod streckt Grace nieder, die Trauer-Solidarität der kleinen, religiösen Gemeinde kann ihr nicht helfen. Doch Tommy taucht wieder auf, betrunken zwar, aber er versucht, was gut(es) zu machen. Anfangs ungeschickt, renoviert er mit Freunden die Küche der Schwägerin, kümmert sich um die Nichten, lässt das Leben weiter laufen, während Grace jedes Detail des Abschiednehmens schmerzvoll und kraftlos durchlebt. Trotz seiner Wandlung gerät Tommy immer wieder mit dem ungerechten Vater aneinander.

Während das familiäre Drama mit aller Härte und Wahrheit, die man von dänischen Filmen kennt, durchgezogen wird, erlebt Sam sein eigenes Drama in einem afghanischen Erdloch als Kriegs-Gefangener. Der freundliche Mann erweist sich im Krieg als Monster und Mörder. Als der Todgeglaubte nach Monaten doch zurückkehrt, haben selbst die eigenen Töchter vor ihm Angst. Sie vermissen Onkel Tommy, vor allem die ältere Izzy (eindrucksvoll: Bailee Madison) beklagt die Bevorzugung der beliebteren Schwester. Zu den Dingen, die Sam sichtbar quälen, gesellt sich noch die Eifersucht und so findet sich die Familie wieder zu einem Essen zusammen...

Regisseur Jim Sheridan setzt mit großartigen Schauspielern meisterlich die Spannungen der familiären Verhältnisse und die Zerstörungen des Krieges um. Dank der Vorlage, die zeitweise Szene für Szene übernommen wurde, hat „Brothers“ eine Offenheit, die es im US-Film selten gibt. So ist das packende Drama einerseits Anklage gegen den Wahnsinn des Krieges, der in unerlaubt geöffneten Briefen oder staatlich gesponserten TV-Shows liegt. Dabei sind die psychischen Verwundungen auf der Seite der Angreifer, nicht die der überfallenen Familien, nicht ganz so grausam wie das emotionale Unrecht der Bevorzugung eines Geschwisterteiles. Obwohl auch dies wieder ein traumatisierter Vietnam-Veteran verantwortete, so dass sich der Kreis schließt, wie es sich für solch ein erschütterndes wie einfühlsames Meisterwerk gehört.