11.1.11
Satte Farben vor Schwarz
BRD, Schweiz 2009 Regie: Sophie Heldman mit Senta Berger, Bruno Ganz, Barnaby Metschurat, Carina Wiese, Leonie Benesch 85 Min. FSK: o.A.
Die Routine eines alten, sehr wohlhabenden Paares. Sie reden nicht miteinander, nerven sich etwas mit dem Kratzen des Messers auf dem Zwieback. Die morgendliche Verabschiedung zur Arbeit ist freundlich, beim Einkauf sieht Anita (Senta Berger) dann ihren Fred (Bruno Ganz) aus einiger Entfernung und entdeckt, dass er sich eine neue Wohnung einrichtet. Der erste Verdacht einer Affäre bestätigt sich nicht, doch der Bruch des Vertrauens ist da. Nicht der zeitweilige Rückzug in einen eigenen Raum, sondern die Uneinigkeit über die Wahl des eigenen Lebensendes führt zum Streit. Denn Fred hat Prostata-Krebs im fortgeschrittenen Stadium, drückt sich davor drüber zu reden, geschweige sich operieren zu lassen, ein Patient zu werden und eventuell seine Potenz zu verlieren. In einem zickigen Beziehungsstreit verlieren sie sich, um in ihrer Liebe zueinander wieder sich und eine finale Lösung zu finden...
Die 37-jährige Regisseurin Sophie Heldman inszeniert für ihren Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin nicht, wie man es bei so einem Cast mit Prominenten im Fernsehen erwartet. Sie lässt sich viel Zeit, die Persönlichkeit der beiden Hauptfiguren aufzubauen und mit kleinen alltäglichen Handlungen zu charakterisieren, etwa wenn sich Anita mit der Wut der Verzweiflung auf ihre Gartenarbeit stürzt. Der mutig und auch im Bild sehr offen angegangene Themenkomplex Alter/Krankheit/Tod gibt den beiden guten und erfahrenen Hauptdarstellern Gelegenheit, viele Gefühlslagen eindrucksvoll zu zeigen. Mehr als in vielen größeren Produktionen, die etwa Bruno Ganz in letzter Zeit auf dem Plakat führten. „Satte Farben vor Schwarz“, die intensive Zeit vor dem dunklen Ende, zeigt seine Figuren sehr lebendig im Leben mit Kindern und der neugierigen Enkelin. Aber auch den nackten, skeptisch kontrollierenden Blick von beiden in den Spiegel. Ein Liebesfilm, der den Satz „bis dass der Tod euch scheidet“ ernsthaft mit einbezieht.