18.1.11
72 Stunden - The next three days
USA 2010 (The Next Three Days) Regie: Paul Haggis mit Russell Crowe, Elizabeth Banks, Brian Dennehy, Lennie James 122 Min.
Und dann hattete er seine Frau befreitet... So sieht es aus, wenn Zeiten in einem Satz verunglücken. Genau das passiert in „72 Stunden“ und noch Schlimmeres. Drei Jahre werden in wenigen Minuten abgehandelt, um grob gerechnete drei Tage völlig unglaubwürdiger Action zu begründen. Ein Literatur-Dozent entwickelt sich zum perfekten Fluchthelfer, dabei haben diese Akademiker doch den Ruf, außerhalb der Buchdeckel eher ungeschickt und mit zwei linken Händen gesegnet zu sein. Es sei denn, man war wie Russell Crowe im früheren Leben „Gladiator“, dann weiß man vielleicht intuitiv, wie man mit Gewalt und Waffen umgeht!
Ein Abendessen mit zwei Pärchen, eine aufbrausende und leidenschaftliche Ehefrau. Wird sie deshalb am nächsten Tag von der Polizei mit großem Getöse von Zuhause abgeholt? Man verdächtigt Lara Brennan (Elizabeth Banks) des Mordes an ihrer Chefin. Es gibt Zeugen, einen Blutfleck, das reicht für Lebenslänglich. Nur der Ehemann John Brennan (Russell Crowe) glaubt an Laras Unschuld. Als die juristischen Mittel ausgeschöpft erscheinen und sich Lara vor Verzweiflung umbringen will, kümmert er sich nicht nur um den kleinen Sohn, sondern auch um einen Fluchtplan. Ein Ausbrecher-König wird interviewt, eine Wand mit der akribischen Planung zugepflastert. Wenn sich der brave, aber nicht heldenhafte Dozent ohne Hilfe gefälschte Ausweise und eine Waffe besorgt, knarzt es laut im Glaubwürdigkeits-Gebälk der Figur.
„72 Stunden“ funktioniert weder als Action-Film noch als Psycho-Drama um eine Person, die zu extremen Maßnahmen greifen muss. Es gibt ein paar positive Punkte, so bemüht sich Paul Haggis („Im Tal von Elah“, „L.A. Crash“) über längere Strecken ohne Dialog zu erzählen. Er zeigt vor allem Lara konsequent von außen: Der geliebte Mensch bleibt einem in seinem Antrieben verschlossen - sowohl räumlich als auch emotional.
Wie groß muss der Druck sein, damit man einen Menschen zu ermordet? Wie weit geht man(n) für seine Liebste? Immer wieder stockt John und dem Film der Atem, wenn beispielsweise aus Versehen fast ein Kind überfahren wird. Zweifel, ja die sind im Ansatz vorhanden und hätten in einem guten Film zur Wirkung kommen können. Nur hier fallen sie schnell unter den (Schneide-?) Tisch. Schließlich geht es ohne Rücksicht auf Verluste und Glaubwürdigkeit auf die Action-Schiene.