22.3.10
ghj: From Paris With Love ***
*** eine ghj-kritik **************************************
Alle Rechte beim Autor. Veröffentlichung nur gegen Honorar-Zahlung.
Leiten Sie diese Filmkritiken bitte an Ihre Kulturredaktion weiter.
Sollten Sie sie nicht erhalten wollen, teilen Sie mir Ihr Missfallen mit, ich nehme Ihre Adressen dann aus dem Verteiler.
Weitere aktuelle Kritiken: http://filmtabs.blogspot.com/
**********************************************************
From Paris With Love
Frankreich 2010 (From Paris With Love) Regie: Pierre Morel mit John Travolta, Jonathan Rhys Meyers, Kasia Smuniak, Richard Durden 93 Min. FSK ab 16
Immer wieder gelingt es dem französischen Film, vermeintlich amerikanische Genres aufzufrischen: „Die purpurnen Flüsse“, „Pakt der Wölfe“, „Das 5. Element“, „Leon“ ... Produzent und Regisseur Luc Besson steht hinter einigen der besten Beispiele für diese Kreativität der Varianz. Nun nimmt er sich wieder Hollywood-Stars und jagt das Genre der Buddy-Action einmal quer durch die Paris-Film-Geschichte.
„J'ai Deux Amours“ singt Madeleine Peyroux kongenial über den ersten Paris-Bildern: Paris und die USA. Zwischen diesen beiden Liebes- und Kulturpolen stehen nicht nur die Handlung und die Figuren des Films, sondern auch seine Produktion. Jonathan Rhys Meyers spielt James Reese, den genialen Assistenten des US-Botschafters in Paris. Der smarte Angestellte träumt von einem richtigen Geheimdienst-Auftrag, während er mit Brillanz kleine Dienstboten-Aufträge ausführt und das Pariser Leben mit seiner perfekten Frau Caroline (Kasia Smuniak) genießt. Mit dem Geheimagent Charlie Wax (John Travolta) kommt rasant Spannung ins Leben des Botschafts-Beamten: James soll eigentlich nur Chauffeur spielen. Doch mit atemberaubender Geschwindigkeit ballert sich Wax von einer Action-Szene zur nächsten. Welche Spur in dieser unglaublichen Geschichte eigentlich verfolgt wird, bleibt dem Publikum ebenso rätselhaft wie James Reese. Doch die Coolness des staatlichen Killers sorgt für besten Zeitvertreib mit Dialogen die ebenso treffsicher sind wie die reichlich vorhandenen Waffen. Das Abendessen beim Chinesen wird direkt zur Schlachtplatte - „Ente-süß-sauer-Kungfu-Megashow“ in den Worten von Wax. Leise rieselt auch schon bald der berauschende Schnee aus der Deckenverkleidung, aber auch um Drogen geht es nicht. Im ersten Teil nehmen der Film und Wax nichts ernst, was besonders viel Spaß macht. Der laute Geheimagent schießt sich durch die Stadt, während der Möchtegern-Geheime James wie ein Depp mit einer großen chinesischen Vase voll Koks im Arm hinterher läuft. „Jetzt sag mir, dass das nicht cool war,“ fordert Wax zum Applaus auf und er hat ihn verdient. Auch wenn ein extremes Gemetzel zwischen einem Heer von Schaufensterpuppen, das für die chinesische Terrakotta-Armee steht, nicht jedermanns Sache ist. Menschliches Fallobst im Vertigo-Treppenhaus erweist sich als Stilblüte, der humane Grundhaftung abhanden gekommen ist.
Leider bleibt die schlag- und schussfertige Action im zweiten Teil einfallslos in weltpolitischem Humbug hängen. Viel zu ernst soll jetzt ein hanebüchener Anschlag einer pakistanischen Terrorgruppe vereitelt werden. Nachdem sich der Film auf den aktuell bärtigen Mode-Trend der Weltpolitik festgelegt hat und der große Clou verraten wurde, fällt ihm außer einer zu langen Action-Einlage auf einer Filmautobahn nichts mehr ein. Der große romantische Moment, in dem die Liebe sich anschickt, alles zu überwinden, verpufft weil die beteiligten Personen der Action zu viel Zeit geopfert haben. Es bleibt eine tolle Rolle für John Travolta, der im Reden und im Handeln überzeugt. Wenn er sich mitten in einer rasenden Verfolgung für einen kitschigen Song im Autoradio begeistert, ist er unschlagbar. Ganz nebenbei überrascht dieser Action-Neuaufguss immer wieder mit hochwertiger Musik, die man im Popkorn-Kino nicht erwartet.
Günter H. Jekubzik * guenter@jekubzik.de
Alle Texte: http://www.FILMtabs.de