10.3.10
Ajami
Israel, Deutschland 2009 (Ajami) Regie: Scandar Copti, Yaron Shani mit Shahir Kabaha, Ibrahim Frege, Fouad Habash, Youssef Sahwani, Ranin Karim 120 Min.
Ist Ihnen der ganze Nahe Osten mit den Palästinensern, den Israelis, aber auch den christlichen Palästinensern zu kompliziert? Das Puzzle von Interessen, Religionen und Nationen auf kleinster Fläche zu verwirrend? Dann sorgt „Ajami“ auch nicht für Durchblick. Aber das Gemeinschaftsprodukt des arabischen Christen Scandar Copti und des israelischen Juden Yaron Shani ermöglicht einen packenden emotionalen Zugang zu ganz verschiedenen Menschen in der Region.
In der arabischen Stadt Jaffa, die unter israelischer Kontrolle 1950 Teil von Tel Aviv wurde, führen zu viele Waffen und noch mehr Dummheit zu einer Blutrachen-Fehde. Ohne Schuld hängt Omar mittendrin, erlebt das Schachern um teure Entschädigungen. Um das Geld aufzutreiben, bricht Autos er auf und klaut, dann arbeitet er für Anan, den reichen Restaurantchef und einflussreichen Vermittler. In der Küche schuftet auch der junge Marek - illegal. Er braucht Geld für seine schwer kranke Mutter. Ein Drogendeal, in den Omar und Marek stolpern, hat tragische Folgen. Auch für die schwierige Liebesgeschichte zwischen Omar und Hadir, der Tochter von Anan. Nur der fröhliche Binj scheint mit den Grenzen zwischen Religionen, Staaten und Einkommen zurecht zu kommen, feiert, kokst und lebt. Doch er wird von seinen Freunden verlassen. Die Stimmung im Viertel Ajami ist durch den Tod eines israelischen Soldaten angeheizt. Die alltägliche Diskriminierung kulminiert, auch weil die Polizei in die Drogengeschäfte verwickelt ist.
In fünf Kapiteln werden die Schicksale von mehreren Personen auch zeitlich raffiniert wie in „Pulp Fiction“ verschachtelt. Das erscheint am Anfang des spannenden, sehr gut gespielten und authentisch wirkenden Films unübersichtlich, ergibt aber reizvoll über die anderen Perspektiven mehr und mehr Sinn. Und zeigt zudem sehr schön, wie sehr die Leben hier miteinander verflochten sind.