1.3.10

Henri 4


BRD, Frankreich, Spanien, Österreich 2009 (Henri 4) Regie: Jo Baier mit Julien Boisselier, Joachim Król, Roger Casamajor, Armelle Deutsch, Chloé Stefani 154 Min. FSK: ab 12

Es sollte ein persönliches Glanzstück der überaus erfolgreichen Produzentin Regina Ziegler werden und wurde ein peinliches Stück Euro-Pudding, das auf der Berlinale kläglich durchfiel: Der Historienfilm „Henri 4“ nach den beiden Heinrich Mann-Romanen „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ und „Die Vollendung des Königs Henri Quatre“. Hintergrund ist der protestantische französische König (1553-1610), der eine Zeit blutigster Glaubenskriege mit vielen persönlichen Opfern beendete und Frankreich für eine kurze Weile befrieden konnte.

Klingt nach einem Stoff, der uns heute in den neuen Glaubenskriegen etwas sagen könnte. Doch „Henri 4“ erzählt uns nur, wie man es nicht machen sollte: Von seiner Kindheit an erlebt Henri grausame Schlachten, behält aber ein fröhliches Gemüt und entwickelt eine Lust an schönen Frauen, an denen sich auch die Kamera auffällig satt sieht. Durch Vermittlung seiner Mutter und der übermächtigen Königin-Mutter Katherina de Medici heiratet Henri Margot, die Schwester des Königs Karl IX. (Ulrich Noethen völlig überzogen). Nun bedarf es noch einer doppelten Portion Wahnsinn und Dekadenz, ein paar Meucheleien, schon ist Henri König, aber trotzdem nicht glücklich.

Manchmal klingt Heinrich Mann in Dialog-Fetzen durch, doch fast alles andere ist unerträglich. Die künstliche Kostüm-Atmosphäre, die deplatzierten Darsteller, etwa Joachim Król als väterlicher Freund Henris. TV-Regisseur Jo Baier verhob sich mit dem überlangen Historien-Schinken. Der ultimative Film zu diesem Wahnsinn von Religion und Herrschaft bleibt „Die Bartholomäusnacht“ von Patrice Chéreau.