29.3.10
Greenberg
USA 2010 (Greenberg) Regie: Noah Baumbach mit Ben Stiller, Greta Gerwig, Rhys Ifans, Jennifer Jason Leigh 107 Min.
Um die Tragik hinter dieser Tragikomödie zu verstehen, muss man wissen, dass Regisseur Noah Baumbach vor allem als Drehbuchautor der Wes Anderson-Filme „Fantastic Mr. Fox“ (Start im Mai) und „The Life Aquatic with Steve Zissou“ in Erinnerung geblieben ist. „Greenberg“ könnte in seinen Anlagen auch ein toller Anderson-Film sein. Leider hat Noah Baumbach diese Anlagen selber inszeniert und ein interessantes Unglück zustande gebracht.
Der Hauptbestandteil eines Baumberg/Anderson-Films ist ein seltsamer Typ. Für „Greenberg“ nehme man Ben Stiller, dichte seiner Figur Roger Greenberg einen Nervenzusammenbruch an, von dem er sich im Haus seines Bruders in Los Angeles erholen darf. Da der Bruder mit seiner Familie gerade in Urlaub ist, kümmert sich die junge Studentin Florence Marr (Greta Gerwig) um Haus, Hund und schließlich auch immer mehr um den depressiven Oldie Greenberg. Der verbringt die Zeit mit Beschwerde-Briefen an Gott und die Welt. Beim Small Talk fühlt er sich offensichtlich unwohl. Was aber nicht so schlimm ist, denn er will sowieso niemanden sehen. Nur sein alter Band-Kumpel Ivan Schrank (Rhys Ifans) kommt immer mal zum Abhängen vorbei.
Nach sehr spontanem Sex, der beiden peinlich ist, kommen Greenberg und Florence noch weniger miteinander klar. Sehr ungelenk im Umgang miteinander kümmern sie sich wenigstens um den kranken Hund. Der missgelaunte und meckernde Greenberg bleibt selbst bei Florences Abtreibung ein gefühlloser Idiot, hat aber wenigstens einen Hamburger für danach mitgebracht! Selbst in dieser dramatischen Situation bemitleidet er sich selbst, interessiert sich nicht wirklich für seine Freunde, steckt zu sehr in seinem eigenen Sumpf. Ein einsamer Mensch, der Lethargie und Depression als coole Attitüde verkaufen will.
Diese Wes Anderson-Geschichte ohne Wes Anderson funktioniert nie richtig. Zwar sind einzelne Szenen durchaus komisch im Sinne dieses ganz speziellen Humors. Die Party mit den 20-jährigen Freunden seiner kleinen Schwester beschert Greenberg große Szenen und einen bösen Drogentrip. Doch der Film kommt nie richtig in Fluss, nie in die richtige Stimmung. Trotzdem bekommt er nach allem unfreiwilligen Holpern ein schönes Happy End.
Greta Gerwig („LOL“) erweist sich als Entdeckung dieses Films. Ihre Florence ist liebes Mädel, das Greenbergs Spinnereien nicht gewachsen ist und seine rüde Art sogar interessant findet. In diesem freundlichen Geiste könnte man auch sagen, der Film „Greenberg“ kopiert in seiner Ziellosigkeit die Wesensart seiner Hauptfigur „Greenberg“. Aber damit würde man sich wohl auch - wie Greenberg - nicht der Wahrheit stellen.