15.3.10

Green Zone


USA, Großbritannien, Frankreich, Spanien 2010 (Green Zone) Regie: Paul Greengrass mit Matt Damon, Greg Kinnear, Jason Isaacs, Brendan Gleeson 115 Min.

Sensationelle Neuigkeit: Es gab gar keine Massenvernichtungswaffen im Irak! Da diese „Weapons of Mass Destruction“, die Bush und Blair erfunden haben, um Ölquellen im Irak einzukassieren, mittlerweile in den Top 3 der zynischen Kriegsvorwände stehen - mit Hitlers „Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen!“ und Merkels „asymmetrischer Bedrohung“ durch Afghanistan - erweist sich die politische Agenda von Regisseur Paul Greengrass als Feigenblättchen.

„Green Zone“, benannt nach der angeblich befriedeten Zone in Bagdad, heizt zuerst mit Action ein. Später gibt es etwas zum Nachdenken. Denn Offizier Roy Miller (Matt Damon) sucht mit seinen Soldaten ebenso ernsthaft wie erfolglos nach den berühmten Massenvernichtungswaffen Saddams. Eher zufällig geraten die braven Uniformierten an eine Versammlung ehemaliger Größen der Baath-Partei, unter ihnen der iranische General Al Rawi. Ein wichtiger Zeuge wird den US-Soldaten sofort von einer sehr schnellen Eingreiftruppe weggeschnappt und mit Sack über dem Kopf zur Folter entführt. Doch mithilfe des guten Iraki „Freddy“ (Khalid Abdalla) und des CIA-Agenten Brown (Brendan Gleeson) verfolgt Miller die Spur und entdeckt, dass die Massenvernichtungswaffen eine Erfindung der US-Administration sind. Selbst die Saddam-kritische irakische Armee hatte die USA informiert, dass es diese Waffen nicht gibt.

Während die Videobotschaft Bushs gerade das Ende des Krieges behauptet, geht das Morden in Bagdad weiter. Weiterhin wird in „Green Zone“ entarnt, wie sich die westliche Presse zur Propagandamaschine für Machthaber und Krieg missbrauchen lässt. Ansonsten stellt man wieder fest, dass Paul Greengrass trotz Filmen wie „Bloody Sunday“ zum britischen Massaker an irischen Demonstranten oder „Flug 93“ zu den Attentaten von 9/11 kein politischer Regisseur ist. Bei genauer Betrachtung sind selbst seine zwei „Bourne“-Filme subversiver. Stilistisch setzt er deren Hektik fort - erneut mit Matt Damon in der Hauptrolle: Unter martialischer Musik wird viel mit Kriegsjeeps durch eine orientalische Stadt gedüst (gedreht wurde selbstverständlich nicht in Bagdad). Viel Gerenne bis der gute dann den bösen Militär erschießen kann. Doch die wertvolle Hilfe des auch guten irakischen Militärs kann man sich doch nicht versichern, weil das irakische Volk seine Stimme, nein: seine Waffe ergreift und für tödliche Fakten sorgt. Ein düsteres, aber auch ziemlich undifferenziertes Schlussbild und eine Ehrenrettung des Militärs. Aber am Ende geht es nur noch darum, Matt Damon zu retten, damit er auch den nächsten Action-Schrott wieder dem Publikum verkaufen kann. Sehr viel Lärm um nichts Neues.

Hitchcock nannte dies MacGuffin - irgendwas, dem man hinterher rennt und es ist eigentlich egal, was es ist, Hauptsache spannend. Doch wo so viele Menschen grundlos im Krieg gemordet wurden und täglich immer noch sterben, ist es entweder zynisch oder dumm, mit MacGuffins zu spielen. Ein mit großem Aufwand an Film- und Militärmaschinerie sehr lautes Geldverbrennen erweist sich besonders jetzt, da „Hurt Locker“ als exzellenter Irak-Film als Oscar-Sieger wieder in Erinnerung gerufen wurde, als höchst überflüssig.