30.12.09

Triff die Elisabeths!

Frankreich, 2008 (La Première Étoile) Regie: Lucien Jean-Baptiste mit Lucien Jean-Baptiste, Anne Consigny, Firmine Richard, Jimmy Woha-Woha 90 Min. FSK o.A.

„Keine Versprechen mehr - versprochen!“ Bis der Familienvater Jean-Gabriel Elisabeth (Lucien Jean-Baptiste) es zu dieser Erkenntnis bringt, muss er eine komödiantische Schlitterpartie bewältigen, oder um das Bild noch mehr zu bemühen: eine Ski-Schaukel mit viel Berg- und Tal-Fahrten erleben. Ohne Geld träumt Jean-Gabriel immer noch von den nächsten großen Chancen, während seine Frau im Supermarkt Essen klaut. Eine seiner Launen die er im freundlichen Überschwang aus Liebe zu seinen drei Kindern äußert, hört sich an, wie ein schlechter Witz. Die Elisabeths fahren in den Skiurlaub. Die Kosten hat er selbstverständlich nicht überdacht, und 2000 Euro sind erst richtig viel Geld, wenn man keines hat. Hinzu kommt der Clou dieser gelungenen Komödie: Die Elisabeths sind bis auf Mama eine französische schwarze Familie. Und wie lautet einer der erstaunten und rassistischen Kommentare: „Le ski c’est pas pour le Bronzés“ - Es gibt keine schwarzen Skifahrer!

Jean-Gabriel wird angesichts der neuen Probleme ganz blass und seine Frau meint, dies sei ein leeres Versprechen zu viel, er solle das nun alleine durchziehen. Die Rettung naht in Form seiner Freunde, angefangen beim jovialen Wirt, der Jean-Gabriel ebenso mit einem Croissant unterstützt, wie mit einer Unterkunft in den Bergen. Dass immer betont wird, auch ja sehr pfleglich mit der Hütte oder mit dem tiefer gelegten, quietschbunten und frisierten Wagen des Freundes Jojo umzugehen, macht auf dem Feld der Komödie schnell klar, wie schlecht es den Leihgaben ergehen wird. Schon bei der Anfahrt im Stile einer Rally Monte Carlo bleibt die Unterboden-Beleuchtung auf der Strecke. Die Großmutter kommt da mit ihren Freundinnen zur Erkenntnis, dass es jetzt an der Zeit sei, zu beten UND zu singen. Aber auch sie muss mit, um den Finanzplan halbwegs zu erfüllen.

Wenn dann die Oma auf die Skier steigt, wird es schon mal sehr albern, aber Regisseur und Hauptdarsteller Lucien Jean-Baptiste trifft jeden Ton genau und das Ensemble aus lustigen und nachdenklichen Szenen ist wohl abgewogen. Keine Klamotte, sondern eine flotte Komödie, die (im Original) gekonnt mit dem Schwarz-Weiß der französischen Sprache spielt. So gewinnt der Film sein Publikum ebenso wie die Familie Elisabeth die staunenden Menschen der weißen Pracht. Selbstverständlich haben fünf Schwarze im Schnee auch etwas mit Rassismus zu tun. Mit vielen kleinen bissigen Bemerkungen nicht verkrampft, aber doch bewusst. Skifahren sei für Weiße, heißt es immer wieder. Frankreich sei doch auch für Weiße, lautet eine der schlagfertigen Antworten.

Besonders schön spielt das alte Vermieter-Paar die Vorbehalte durch, die sich bei näherem Kennenlernen in Wohlgefallen auflösen, wie Schnee im Föhnwind. Wenn der kleine Ludo von diesen bekehrten Vermietern fast adoptiert wird, wenn der 15-jährige Yann sein Ski-Haserl findet und Jean-Gabriel für seine erwachsene Tat mit der Wiederkehr seiner Frau belohnt wird, ist das sehr bewegend und rührend. Ein nuancierter Schwarz-Weiß-Film mit großem Wohlfühl-Potential. So ist der Publikumspreis auf dem Filmfestival Hamburg gut zu verstehen.