21.12.09
Soul Kitchen
BRD 2009 (Soul Kitchen) Regie: Fatih Akin mit Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu, Birol Ünel, Anna Bederke, Monica Bleibtreu 100 Min. FSK ab 12
Essen für die Seele gibt es im Hamburger Szene-Lokal „Soul Kitchen“ und Kino für die Seele verschenkt Fatih Akin mit dem gleichnamigen Film. Der internationale Shootingstar unter den deutschen Regisseuren zeigt, dass er auch die hohe Kunst der Komödie beherrscht. „Soul Kitchen“ macht Spaß, Lust lustig und Hunger auf Mehr.
„Soul Kitchen“ im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg ist einer dieser Kneipen, wo man die Stammgäste abends eigentlich mit dem Mobiliar wegräumen könnte. Der Laden läuft so lala, aber Kneipenbesitzer Zinos (Adam Bousdoukos) ist wie die meisten Dauergäste zufrieden. Dann zieht seine Freundin Nadine alleine nach Shanghai und Zinos überhebt sich an der eigenen Ungeduld. Der Bandscheibenvorfall zwingt ihn, den exzentrischen Koch Shayn (Birol Ünel) zu engagieren, dessen delikate Kreationen den herben Geschmack der Hamburger - Wiener Schnitzel, Frikadelle, Pizza - auf eine harte Probe stellen. Zudem mischt auch noch Zinos’ krimineller Bruder Ilias (Moritz Bleibtreu) als Freigänger die Szene auf. Zuerst steht er nur megacool dumm rum und himmelt die wirklich coole Kellnerin Lucie (Anna Bederke) an. Dann verzockt er mit seiner Spielsucht den ganzen geliebten Laden seines Bruders an den eklig blonden Spekulanten Thomas Neumann (Wotan Wilke Möhring).
Während „La Paloma“ in vielen Varianten auf der Tonspur segelt, legt Film-DJ Fatih Akin klasse Szenen auf die Platte. Zur geilen Abschiedsfete gibt es Süßes mit Aphrodisiaka - wer hier nicht lacht, gehört extra flachgelegt. Selbst Frau Schuster vom Finanzamt wird da ganz locker. Adam Bousdoukos („Kurz und schmerzlos“), Moritz Bleibtreu („Im Juli“) und Birol Ünel („Gegen die Wand“) sind Stammgäste in Akins Filmen. Bousdoukos zudem Freund, Restaurantbesitzer und so auch Koautor dieser tollen Geschichte.
Bleibtreu beginnt als Abziehbild des nutzlosen Mackers, aber verliert sein Herz an die knallharte Kellnerin Lucia mit ihrer Uma Thurman-Frisur. Wie er sich jetzt als Kellner und DJ bemüht und zum klasse Bruder wird, hat echt Stil. Birol Ünel hat den sowieso und diesmal eine tolle komische Rolle als Koch. Die verstorbene Monika Bleibtreu ist noch einmal als resolute Oma neben ihrem echten Sohn Moritz zu sehen. Zu den vielen liebevoll eingestreuten Details, gehört auch ein Auftritt von Jan Fedder, der in seinem Großstadtrevier auf der Polizeiwache Dienst tut.
Dieses „Soul Kitchen“ hat Schwung, Humor und ganz viel Herz. Im Chaos entwickelt sich wahre Freundschaft, die Kellner sind auch als Musiker großartig, genau so gut wie das Essen schließlich sind Bilder, Musik und Orte mit Geschichte. Der ehemalige Karstadt, in dem Fatih Akin seine erste LP gekauft hat, fungiert als cooler Club. Die Stadt wandelt sich rasant und der echte Hamburger Jung Akin wollte die Chance ergreifen, seine wilden Jahre noch einmal festzuhalten. Nicht nur das ist gelungen bei diesem Film, mit den Menschen, der Stimmung und der Musik, für die man sich begeistert.