22.12.09

Bright Star


Großbritannien, Australien, Frankreich 2009 (Bright Star) Regie: Jane Campion mit Darsteller Abbie Cornish, Ben Whishaw, Paul Schneider, Kerry Fox  119 Min. FSK ab 6

Die satte Pracht englischer Kultur-Landschaften. Lila Felder. Ein heftig rot-weißes Kleid mit dem die Schneiderin Fanny Brawn (Abbie Cornish) anfangs auftritt; später gedeckte Farben, wenn Fanny ihre ersten Lektionen in Sachen Poesie gelernt hat.

Jane Campion, die für „Das Piano“ als erste Frau eine Goldene Palme in Cannes erhielt, kehrt sechs Jahre nach ihrem Frauen-Thriller „In the Cut“ (mit Meg Ryan) wieder auf die Leinwand zurück. In „Bright Star“ erzählt Campion ruhig und intensiv von der kurzen, letzten Liebe des englischen Poeten John Keats (1795-1821) mit einer jungen Nachbarin im Jahre 1818. „Bright Star“ - benannt nach einem Gedicht von Keats - ist auch der erste Kostümfilm von Campion nach „The Portrait of a Lady“ aus 1996 und die neuseeländische Regisseurin schwelgt in den Stoffen, den Farben, den Stimmungen. Das Verhältnis der Schneiderin Fanny Brawne zum Poeten Keats ist ein undramatisches. Campion gelingt es ohne das übliche Drama um Stände und Aussteuer, zwei Stunden lang zu fesseln. Dass Fanny den zu armen Poeten nicht heiraten konnte und dass Keats im Alter von 25 starb, muss reichen, um die Herzen zu rühren, während den Augen und Ohren immens geschmeichelt wird.

Selbstverständlich muss man vermuten, dass Campion versucht, die Poesie Keats zu übernehmen. Aber man sieht es dem Film nicht an - ganz positiv gesehen. Für einen Film über die Liebe eines Poeten wird erfreulich wenig gesprochen, es wird nicht dauernd krampfhaft über Literatur geschwafelt, es werden keine poetischen Ergüsse am Fließband abgesondert. Fein, sensibel ist der Einsatz der Verse von Keats und fein sind auch die Mittel des Films gesetzt. „In Anlehnung an Keats' Lyrik als eine flanierend-anmutige Reflexion über Kunst, Liebe und Schönheit“, so beschreibt der Film-Dienst den Stil treffend.

Kleine Gesten drücken die Liebe zwischen Keats und Fanny Brawn aus, kleine Details bestimmen die Stimmungen. Die Australierin Abbie Cornish spielt die Fanny unaufdringlich, trotzdem verdrängt ihre Präsenz fast den zierlichen Poeten. Ein leichter Liebestraum eher als eine heiße Affäre. Alles wirkt stimmig und echt, man wundert sich über den kulturellen Reichtum auf dem Land im England dieser Zeit. Man erfährt allerdings auch, dass die Familie Brawn ohne einen Ernährer öfters die Anwesen wechselt, um Miete zu sparen.

In einer von vielen grandiosen Szenen weht der Wind Fanny sanft aufs Bett, die Vorhänge scheinen sie umzupusten, dann hebt das Lüftchen ihr langes Kleid wie von innen hoch - so fühlt sich die Leichtigkeit der Liebe an und so kann sie tatsächlich auch im Kino aussehen.