16.12.09
Wo die Wilden Kerle wohnen
USA 2009 (Where the wild things are) Regie: Spike Jonze mit Max Records, Catherine Keener, Mark Ruffalo 101 Min. FSK ab 6
Wut ist im Film meist Antrieb für harte Kerle. Oder manchmal für Komödien. Aber Wut im Kinderfilm? Das Multi-Talent Spike Jonze erzählt eine verrückte, kluge, sehr verständige, aber auch spaßige und mutige Geschichte eines sehr wütenden Jungen.
Wieder bleibt Max (Max Records) alleine. Erst spielt die ältere Schwester lieber mit den großen Jungs. In seiner verzweifelten Wut zettelt Max eine Schnellballschlacht an, setzt dann das Zimmer der Schwester unter Wasser und zerstört ihr mit viel Liebe gemachtes Geschenk. Dann flirtet die alleinerziehende Mutter (Catherine Keener) mit einem neuen Mann. Max beginnt zu schreien, steigt auf den Tisch und beißt seine Mutter ziemlich heftig. Panisch und erschreckt rennt er in der Nacht weg, strauchelt im Löwen-Pyjama durch Büsche und sticht mit einem Kahn in See. Irgendwann wird Max wach und entdeckt eine abenteuerliche Insel mit riesigen Fabelwesen. So als ob sich die modischen „Uglydolls“ mit den Teddybären gepaart und Wachstumsbeschleuniger genascht hätten. Sie haben Löwenmähnen und Vogelfüße. Unter ihnen ist auch so ein Wütender, der immer Sachen kaputt macht. Als jemand der beisst, ist Max hier gut aufgehoben, denn hier essen sie gleich jeden auf.
Auch Max steht auf dem Speiseplan, kann sich aber mit einer Geschichte retten und wird König der wilden Kerle. Die Freude ist groß, dem Neuanfang liegt ein Zauber inne. Max macht den Clown, Geschichten-Erzähler und Freund. Sie bauen zusammen etwas auf, schlafen alle in einem großen Haufen, wie jubelnde Fußball-Spieler ihn ansonsten auftürmen. Doch die alten Streitpunkte brechen wieder auf, eine große Schlacht bringt nur wenig Spaß und einige neue Verletzungen. Nichts hilft bei verletzten Gefühlen, Max ist wieder ein verlorener kleiner Junge zwischen zu großen Emotionen.
„Wo die Wilden Kerle wohnen“, die Verfilmung von Maurice Sendaks Kinderbuch, ist trotz der vielen Grobiane ein ungemein zärtlicher, in kleinen Gesten und Momenten oft rührender Film. Vieles wirkt spielerisch in diesem gleichermaßen leichten und psychologisch exakten Meisterwerk: Die Handkamera wie bei Amateuren, aber nahe an dem Empfinden von Max. Die nette, kindisch wirkende Mädchenmusik von „Karen O and the Kids“ bringt die Wildheit von Max auf den Soundtrack. Die Lehre der Wilden Tiere lautet klug einfach: Mit diesen Riesen ist es wie mit den unkontrollierbaren großen Gefühlen - sie können Freunde sein, aber auch zerstörerisch.
Regisseur und Autor Spike Jonze inszenierte nicht nur, er gestaltete so wunderbar verrückte Filme wie „Being John Malkovich“ (1999) und „Adaptation.“ (2002), vor allem aber auch viele Musik-Videos für Björg, REM, Chemical Brothers und andere.