28.10.09

Michael Jackson's This is it


USA 2009 (Michael Jackson's This is it) Regie: Kenny Ortega mit Michael Jackson, 111 Min.

Was nach dem Tod von Michael Jackson am 25. Juni 2009 passierte, war eine schlechte Show. Dass jetzt in Rekordzeit aus angeblich 100 Stunden Material ein Film zusammengezimmert und hektisch in die Kinos gebracht wird, machte besonders misstrauisch. Der Presse wurde das Ergebnis vorenthalten, nach zwei Wochen geht der Film wieder raus aus den Kinos und die Gerüchte verstummen nicht, dass vor Weihnachten schon eine DVD auf den Markt soll. Das hört sich alles sehr nach einem schnellen Dollar an. Doch „This is it“ ist nicht die befürchtete Rühr-Schüssel mit aufgewärmten Resten, sondern ein solider Konzertfilm, der sich ganz auf einen professionellen Künstler mit relativ wenig Klamauk konzentriert.

Der große Hype um eine neue Konzerttournee von Michael Jackson musste jeden erstaunen, der nicht ganz vom Fan-Virus befallen war. Da war ein Künstler, der wahrscheinlich mehr Drogen genommen hat, als ein erfolgreiches Tour de France-Team. Dazu sah er nach einigen Operationen schlimmer aus, als der hässlichste Zombie aus seinem Horror-Video „Thriller“(Regie: John Landis). Und keineswegs zuletzt stand der Verdacht, dass er ein Päderast ist, immer noch im Raum. Von April bis Juni 2009 probte er für seine Tournee, die im Sommer in London beginnen sollte. Dann ließen Jacksons Tod und die Begräbnis-Hysterie alles vergessen.

„This is it“ zeigt nun vor allem Aufnahmen der Proben und es ist wohltuend, Michael Jackson bei dieser Arbeit zu sehen. Zwar ist seine durchgedrehte Spielzeugwelt auch hier in Form eines riesigen Roboters zu erkennen, aber die Dokumentation verschont uns mit albernem Gehabe oder Babies aus dem Fenster schmeißen. Musikalisch ist die Auswahl der Songs ein Best Of und viele Lieder werden komplett durchgespielt. Stimmlich ist das alles manchmal roh. Man erlaubte sich, nicht alles nachzumixen und von Unsicherheiten zu bereinigen. Wobei es mit auffällig viel Gitarre in Richtung Rock abgeht.

Jacko sieht ohne Hut manchmal noch wie ein großer Junge aus und bewegt sich auch mit 50 Jahren noch wie ein Teenager. Echtes Sentiment kommt bei der Erinnerung an die Zeit der Jackson Five auf, aus der die beste Musik von Michael stammt. Erstaunlich auch die ungeschönten Einblicke in das Wesen des irgendwie auch bescheidenen Stars: Bei jedem Einwand entschuldigt er sich fast. Auch bei den Proben gab es immer Publikum, immer auch Applaus. Michael braucht die Liebe vor allem selbst. Auch wenn sie von seinen eigenen begeisterten Tänzern kommt, die schon in der ersten Minute des Films heulten.

Das überraschende Gelingen des Films ist einem anderen Künstler zu verdanken, der sich selbst oft ins Bild rückt: Kenny Ortega („High School Musical“), ein Fernseh-Regisseur, realisierte „This is it“ und war vorher auch Regisseur der Bühnenshow. Zwischendurch sieht man ebenso seine exzellenten, als Hintergrund gedachten Videos: Michael mit Rita Hayworth in „Gilda“, dann verfolgt von Humphrey Bogart, Edward G. Robinson und Mr. Smith aus „Matrix“ als Intro zu „Smooth Criminal“. Neues Material gibt es auch für „Thriller“ in 3D.

So gelang Ortega erstaunlicherweise ein unverstellter Michael Jackson. Auch die üblichen Klischees und Routinen solcher Konzertfilme halten sich sehr in Grenzen. Da aber keine deutliche Dramaturgie vorhanden ist, werden die fast zwei Stunden etwas lang. Wobei das befürchtete tränenreiche Ende entfällt. Ungeklärt bleibt die Frage, ob Jackos dauerndes Quietschen („iiiieeh“) nur von den engen Hosen kommt, oder ob noch weitere Probleme vorlagen.