20.10.09
500 Days of Summer
USA 2009 (500 Days Of Summer) Regie: Marc Webb mit Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel, Geoffrey Arend 95 Min.
Warnung: Dieser Liebes-Sommer hat kein Happy-End! Wenn man als junger Mensch sentimentaler britischer Popmusik ausgesetzt wurde, kann das melodramatische Folgen für das restliche Liebesleben haben. „To die by your side...“ - die Vorstellung eines gemeinsamen Todes durch Zerquetschen am Ausgeh-Abend, verursacht durch einen Zehn-Tonner oder einen Doppeldecker-Bus, beim Smiths-Song „There Is a Light That Never Goes Out“ etwa. Wer solche Texte zum Kompass seines Beziehungs(un)glücks macht, hat große Chancen, dass sich die eigene Gefühlslage dauerhaft der selbstquälenden Melancholie dieser Lieder angleicht. Wie bei unserem jungen, tragischen Liebeshelden Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt).
Der Postkarten-Texter, dem Krawatten und andere Konventionen absolut nicht stehen, findet die ideale Projektionsfläche für seine Liebessehnsüchte in der neuen Sekretärin Summer Finn (Zooey Deschanel). Doch, wenn ein weiterer Song von „The Smiths“ als Matchmaker im Aufzug dient, ist dies kein gutes Omen. Noch dazu beschreibt der sonor humorige Erzähler des Films Summer mit den Worten: „Color my life with the chaos of trouble“, auf Deutsch: „Schwierig!!!“ Aber zuerst ist die immer mit dem Blau der Blume der Romantik akzentuierte Summer ein verrücktes, spontanes, unberechenbares Mädchen, das auf dem gleichen düsteren Romantiktrip steht. Und zusammen mit Tom, dem jungen Werther aus L.A., erlebt sie innige und vor allem spaßige Zweisamkeit. Vom Probeliegen der Ikea-Muster-Schlafzimmer (endlich wird mal da gedreht, wo sich so viele Familieträume günstig verwirklichen) bis zur Erwachsenenabteilung der Videothek. Tom und seine Summer verstehen sich wunderbar. Sie will keine Beziehung: Wen interessiert es, ich bin glücklich, du bist glücklich! Aber die üblichen Beziehungs-Definition und Klischee-Fragen nach den vergangenen Liebhabern vertreiben das Unkonventionelle, Einzigartige dieser ... Beziehung, die dann auch bald zu Ende ist. Nun folgt das herrlich bitter-süße Jammertal, beim einsamen Kinobesuch begleitet von Bergmann-Filmen und anderem Trübsinnigen mit Untertiteln. Wie gesagt, diese Liebesgeschichte hat kein Happy End. Das kann einen glücklich machen, speziell wenn man als junger Mensch sentimentaler britischer Popmusik ausgesetzt wurde.
Diese „500 Days of Summer“ ergeben ein leichtes Liebes-Leid, ein Meadley mit den 10 besten Liedern zum Stichwort „Troubles“, Schwierigkeiten. In seinem Kinodebüt begeistert Regisseur Marc Webb direkt mit tollen Jungstars, perfekten Stimmungen und großartigen Szenen, wie dem Endorphin-Werbeclip nach Toms erster gemeinsamer Nacht mit Summer. Gruppentanzeinlage auf offener Fußgängerzone mit zufälliger Blaskapelle und animiertem Vogel sind der euphorische Gegenpol zu tieftraurigen Zitaten aus der „Reifeprüfung“. Es ist nett, wie sich das Liebesglück auf die Kreativität der Glückwunschkarten-Schreiberei auswirkt - am Summer-Tag 167. Und die Abwesenheit von Summer auf die Beileidskarten irgendwo bei Tag 300. Nicht allein, dass Webb die Chronologie der Ereignisse munter aufbricht, macht diese Summer-Tage besonders. Sie haben mit Tom, der davon träumt, Architekt zu sein, einen ästhetisch gebildeten Menschen zur Hauptfigur und gut sichtbar auch ein paar von ihnen hinter der Kamera. Zwischen klassisch und frech bewegen sich Bilder, Zitate, Stil und die Popmusik im Film. Auch wenn dieser romantische Trip für die Jungs an dunklen Summer-Tagen die extrem schmerzliche Traurigkeit des Abschieds aus „Eternal sunshine of the spotless mind“ spüren lässt - nach dem Regen wird die Sonne wieder scheinen, nach dem Sommer kann der Herbst auch schön sein.