29.12.08
Die Reise des chinesischen Trommlers
Hongkong, Taiwan, BRD 2007 (Zhan Gu / The Drummer) Regie: Kenneth Bi mit Jaycee Chan, Tony Leung, Angelica Lee, Roy Cheung 118 Min. FSK: ab 12
Hong Kong-Action, die nachdenklich macht? Ein Musikfilm, der über Leichen geht? „Die Reise des chinesischen Trommlers“ ist eine reiche Erfahrung, eine eindrucksvolle Bilderreise und eine Geschichte, die in viele Richtungen weiter wirkt.
Der junge Sid (Jaycee Chan, der Sohn von Jackie Chan) ist ein ignoranter junger Schnösel, der sich selbst zu wichtig nimmt. Als er mit der Geliebten eines Gangsterbosses ins Bett geht, führt dies zwangläufig zu großen Problemen, weil Sid nicht kapiert, mit welchen gnadenlosen Verbrechern er sich angelegt hat. Sids Vater Kwan (Tony Leung), selbst ein Unterwelt-Boss, kann das Leben des Sohns nur retten, in dem er ihn verschwinden lässt. Im taiwanesischen Exil langweilt sich Junior zuerst und versucht weiter, Blödsinn zu machen. Doch dann entdeckt er in den Bergen eine Gruppe von Zen-Trommlern. Zwar meint der begeisterte Schlagzeuger, hier könnte er direkt landen, doch in der Gegenwart der anderen Schüler ist der coole Sid nur noch ein Clown: Unkonzentriert, fahrig, ohne Disziplin. Statt zu trommeln, muss er erst Wasser holen und Steine durch die Gegend schleppen. Langsam respektiert er die Demut, wird ein anderer Mensch. Doch in Hong Kong wird die Situation für seinen Vater gefährlich...
„Die Reise des chinesischen Trommlers“ bietet eindrucksvolle Musik(er), Landschaften, Lebensweisheit und Spannung. Aber die Familiengeschichte ist nicht nur esoterisches Wohlfühlkino. Mit vielen Parallel-Montagen spielt man auch ein wenig „Der Pate“ des Hong Kong-Kinos. Denn die Qualitäten dieses rundum gelungenen Films liegen nicht allein in den einzelnen Elementen, die sich so schön plakativ bezeichnen lassen. Wie harmonisch Regisseur und Autor Kenneth Bi dies alles miteinander kombiniert, ist ganz besondere Kunst. Die Mischungen aus modernem Leben und spirituellen Traditionen, aus Gangstermilieu und Abgeschiedenheit von der Welt, von Hong Kong und den grünen Bergen Taiwans sind einzigartig und höchst sehenswert.
Kenneth Bi arbeitet mit großer Musik, sehr schönen Bildern und mutigen Montagen, die mehr den inneren Gefühlswelten als der äußeren Dramaturgie folgen. Das unkontrollierte und das kontrollierende Schlagen ziehen sich als Metapher durch den ganzen Film. Wunderbar und witzig ist das erste Trommelduell des arroganten Knaben mit der jüngsten Schülerin, auf die er ein Auge geworfen hat. Sid kann zwar „trommeln wie verrückt“, um den Verlust seiner Mutter zu überspielen, aber er zerbricht direkt seinen Schlagstock. Wie dieses unbeherrschte Handeln der vollen Konzentration gegenüber steht, ist nur eines der Bilder, in denen der Film tatsächlich (Geistes-) Haltung vermitteln und nahe legen kann.