9.12.08

Transsiberian


GB, BRD, Spanien 2007 (Transsiberian) Regie: Brad Anderson mit Woody Harrelson, Emily Mortimer, Kate Mara, Ben Kingsley 111 Min. FSK: ab 16

"The Machinist" von Brad Anderson war eine Sensation: Ein extremes Psychogramm mit einem extremen Christian „American Psycho“ Bale  in der extremen Hauptrolle. Nun spielt der Maschinist gar nicht mit, oder man sieht nicht, wie er die Transsibirische Eisenbahn befeuert. Was die Geschichte von zwei amerikanischen Touristen antreibt, ist etwas ganz anderes, immer wieder als Genre oder Klischee Bekanntes. Doch die Bilder und vor allem das Schauspiel von Emily Mortimer und Ben Kingsley machen die Fahrt interessant.

Roy und Jessie, ein amerikanisches Paar, fährt nach erfolgreicher Missionsarbeit in China mit der „Transsibirischen“ in Richtung Westen. Auf dem Weg nach Moskau hören sie zuerst ahnungsvolle Geschichten von Korruption und Verbrechen. Dann teilen sie das Abteil mit dem jüngeren Pärchen Abby und Carlos. Der Latino ist ganz platt der unsympathische Tunichtgut und Verführer. Es ist nicht viel von ihm zu erwarten, oder genauer: alles Üble kommt in Folge von ihm. Er spielt mit dem Pärchen und sie lassen sich fragwürdig leicht verführen. Jessie, die einstige Trinkerin, die nun für eine Freikirche missionierte, ist zerrissen zwischen „chica mala“ und bravem Mädchen. Die interessante Frau spürt immer noch eine Unruhe, obwohl sie jetzt mit dem Langeweiler Jessie zusammen lebt. Als der den Zug nach einer Pause verpasst, als sich Carlos als Drogenschmuggler und Vergewaltiger zeigt, beginnt ein Drama, das mit Toten und einem großen Zusammenstoß endet.

Maschinist Brad Anderson sorgt für eine planmäßige Fahrt auf bekannten Genregleisen. Eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen, spannende faltige und urige Gesichter lockern den Thriller auf, der auch ein Härtetest für eine problematische Beziehung wird. Inszenatorisch wird die Stimmung im Zug aufgenommen, aber es gelingen nur ein paar besondere Momente, etwa wenn Carlos in einer verlassenen Kirche den verwitterten Ikonen gleicht. Harrelson gibt einen Langeweiler, den man schon nach wenigen Minuten nicht mehr sehen will. So werden Jessies Abwege verständlich. Emily Mortimer fasziniert hingegen als gebrochene Figur. Als Fotografin schaut sie genauer hin, wie Blicke überhaupt eine gute Rolle spielen. Mortimer kann mit ihrer Mimik immer wieder fesseln. Man fragt sich, ob sie nicht unterfordert war. Zumindest Ben Kingsley als zwielichtiger russischer Kommissar hält ihr stand.