29.12.08
Kurzer Prozess - Righteous Kill
USA 2008 (Righteous Kill) Regie: Jon Avnet mit Al Pacino, Robert De Niro, 50 Cent 100 Min. FSK: ab 16
Doppeltes Copchen
Al DeNiro und Robert Pacino. In ihrer Einzigartigkeit gleichen sie sich, wie ein Ei dem anderen. Beiden haben sich die Straßen und Gassen des kriminellen Molochs New York mittlerweile tief ins Gesicht gefaltet. Beide kennen das Verbrechen in und auswendig, als Paten, Cops, Unterwelt-Bosse, Casino-Chefs, Mafia-Legenden und als edle Ritter des Gesetzes. Und sie verkörpern die Rollen mittlerweile derart vertraut, dass sie wahrscheinlich auch im richtigen Leben mit der billigsten Dienstmarken-Fälschung jeden ohne Gegenwehr verhaften könnten. Nun fesseln sie noch einmal gemeinsam auf der Leinwand, nachdem ihr Aufeinandertreffen in Michael Manns „Heat“ 1995 zur explosivsten Leinwandchemie der Filmgeschichte führte.
In „Heat“ jagte Al Pacino als erfolgreicher Detective Vincent Hanna das kriminelle Mastermind Neil McCauley, dem Robert De Niro Seele und Härte verlieh. Nun steht das Doppelpack der Megastars auf der gleichen Seite der recht durchlässigen Grenze zwischen Recht und Unrecht. Turk (Al Pacino) und Rooster (Robert De Niro) sind seid Ewigkeiten knallharte, aber rechtschaffene Polizisten in New York. Bis Rooster das Gesetz in die eigenen Hände nimmt: Als ein übler Typ, der seine Frau schlägt und die Stieftochter vergewaltigt hat, freigesprochen wird, verstecken die Cops eine Mord-Waffe in dessen Wohnung. Im Ergebnis landet der Verbrecher doch für Jahre im Knast - wenn auch wegen eines Fehlurteils.
Nach dieser Grenzüberschreitung häufen sich die Morde an Kriminellen, bei denen immer ein Zettel mit ein paar Schüttelreimen gefunden wird. Nicht besonders intelligent, dieser Serienmörder, aber erst einmal hinterlässt er keine Spur. Durch die Vielzahl der Fälle müssen Turk und Rooster mit zwei jüngeren Polizisten zusammenarbeiten. Die vermuten bald, einer aus den eigenen Reihen könnte der Täter sein. Denn er weiß viel über die Opfer, die ihn nahe an sich ran gelassen haben. Rooster wehrt die Theorie vehement ab, doch er selbst ist sehr verdächtig. Schon beim Baseball-Spiel der Kinder rastet er regelmäßig aus. Zudem hat er diesen gewalttätigen Sex mit einer Kollegin - bedenklich, bedenklich, dieser lustvolle Spaß.
Eigentlich ist sowieso seit den ersten Bildern alles klar, denn da gesteht Rooster die Morde an den Verbrechern in eine Kamera. Doch Cops und Kumpels halten immer zusammen, so ist auch dieser Thriller von Jon Avnet ein raffiniertes Spiel mit den Erwartungen. Avnets thematische Spannweite reicht vom Frauenfilm „Fried Green Tomatoes“ aus 1991 bis zum letzten Pacino-Film „88 Minutes“ aus 2007. Dieser „Kurze Prozess“ nun ist letztendlich und vor allem im Ende ein echter Männerfilm. Mit Männerfreundschaft, Männerfeindschaft und viel Adrenalin. Dass der eigentliche Gangster vom HipHop-Superstar 50 Cent gespielt wird, bleibt dabei Nebensache. Bemerkenswert, weil so jemand wie 50 Cent gerne mal das ganze Marketing eines durchschnittlichen Filmchens tragen muss. Hier, beim „doppelten Copchen“ Al-De-Niro ist er nur Leichtgewicht. Den nicht besonders originellen Film tragen allein die beiden New York-Veteranen. Sie kann man sich immer wieder gut ansehen. Nicht viel mehr bietet „Kurzer Prozess - Righteous Kill“, aber auch nicht weniger.