9.12.08
Der Tag an dem die Erde stillstand
USA 2008 (The Day the Earth Stood Still) Regie: Scott Derrickson mit Keanu Reeves, Jennifer Connelly, Kathy Bates 103 Min. FSK: ab 12
"Wieso dieses Remake?" ... wird niemand fragen! Der Science Fiction „Der Tag an dem die Erde stillstand“
über den verantwortungslosen Umgang der Menschen mit ihrer Erde kommt nach über 55 Jahren mit perfektem Timing ins Kino. Auch weil die mit einfachen Emotionen und großen Effekten bewegende Story um den "Alien" Keanu Reeves in Frage stellt, ob es noch kurz vor 12 oder schon zu spät ist.
Erst taucht dieses Objekt in der Tiefe des Alls auf und dann geht alles ganz schnell. Nur Minuten bleiben Politikern, Militärs und Wissenschaftler, sich auf einen katastrophalen Einschlag mitten in Manhattan vorzubereiten. Die Bevölkerung gibt man direkt verloren, der Präsident taucht unter und niemals wieder auf. Das ähnelt alles den Geschichten und Filmen über Invasionen vom Mars und anderswo. Doch die kleinen Details, wie Menschen miteinander umgehen, wie Regierungen sich um ihre Bevölkerungen kümmern, gewinnen angesichts der späteren außerirdischen Gretchenfrage reizvoll an Bedeutung. Anfangs, nachdem statt des Einschlages eine riesige, leuchtende Kugel im Central Park New Yorks landet, steht die Frage zentral, wie wir mit Fremden umgehen.
Hier qualifiziert sich die Wissenschaftlerin Dr. Helen Benson (Jennifer Connelly) als Hauptfigur der Geschichte: Während alle anderen sich erschreckt auf den Boden werfen oder erstmal schießen, bevor sie Fragen stellen (große amerikanische Tradition!), geht Helen auf den Fremden zu, reicht ihm die Hand. Klaatu nennt sich der Botschafter in Menschengestalt. Oder besser: in Gestalt von Keanu Reeves, der ja in seinen Rollen irgendwo zwischen Erlöser und Außerirdisch, oder zumindest Abgehoben schwebt. Klaatu kommt wie ein Kind auf unsere Welt, lernt schnell und wächst mächtig. Der US-Regierung (böse: Kathy Bates), die ihn als Forschungsobjekt zerschnibbeln und dann foltern will, entflieht er mit Hilfe von Helen. Die rätselt zwar über die Absichten des seltsamen Botschafters, begleitet ihn aber auf seiner Reise. Tatsächlich will Klaatu die Erde retten, aber nicht mit, sondern vor den Menschen. Ein riesiger Roboter wartet auf den Befehl zur Zerstörung der Menschheit und ihrer perversen Schöpfungen. Nur Helen und ihr kleiner Stiefsohn Jacob Benson (Jaden Smith) könnten den radikalen Umweltretter noch bewegen, den Menschen die Fähigkeit zum Lernen und zur Veränderung zuzutrauen...
„Der Tag an dem die Erde stillstand“ fühlt sich als rührendes Zukunftsmärchen sehr gegenwärtig an! Noch mehr als die Umweltverschmutzung und der Raubbau werden in der us-zentristischen Perspektive die beschränkten Politiker und Militärs vorgeführt. Sie verhalten sich genauso kindisch wie das trotzige Kind Jacob, das auch erst mal den Fremden erschießen will. Helen Benson hingegen lebt bis in die nicht gezeigte Biografie hinein, Vertrauen, Offenheit und ein sehr großes Herz vor. Connelly hält mit dieser Figur sogar neben Keanu Reeves, der minimalistischen Matrix für große Bedeutungen, stand. Dass der im Computer designte Gigant Gort und all die gewaltigen Effekten des teuren Films mit den kleinsten menschlichen Regungen harmonieren, macht den Film gelungen. Und lässt zumindest für den Fortbestand guter Blockbuster hoffen. Das mit der echten Erde ist leider keine einfache Hollywood-Geschichte mit eingebautem Happy End.